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Großbritannien, 2019
Mit Ella Smith, Justin Salinger, Patrick Romer
Regie: Richard Billingham
In einem Vorort von Birmingham wurschtelt sich die Familie Billingham am Rande der Gesellschaft durch ein Leben voller extremer Rituale und gesellschaftlicher Tabubrüche, das bestimmt wird von Faktoren, die sich ihrer Kontrolle entziehen. In drei Episoden aus diesem Leben werden die mitunter schockierenden und von verstörendem Humor geprägten Erfahrungen einer Kindheit in einer Sozialwohnung im Black Country, dem „schwarzen Land“ Englands, heraufbeschworen.
1997 erhielt der Fotograf und Regisseur Richard Billingham als Erster den Deutsche Börse Photography Foundation Prize. Im Jahr darauf strahlte die BBC seinen Film Fishtank (47 Min.) aus, produziert von Artangel und dem Filmemacher Adam Curtis. 2001 stellte er bei der Venedig Biennale aus und wurde für den Turner Prize nominiert. In seinen Arbeiten thematisiert er seine unmittelbare Familie, Tiere in Zoos weltweit und die britische Landschaft. Zuletzt schrieb und realisierte er seinen ersten Kinospielfilm Ray & Liz, gedreht an Originalschauplätzen seiner Kindheit in den Midlands. Seine Arbeiten befinden sich in vielen Sammlungen, darunter im San Francisco Museum of Modern Art, The Metropolitan Museum, New York, V & A und in den Tate Galleries, London.
Elizabeth Fullerton über Regisseur Richard Billingham: „Richard Billinghams schonungslos ehrliche Fotografien von seinem alkoholkranken Vater und seiner massigen, über und über tätowierten Mutter – Ray and Liz, wie er sie liebevoll nennt – waren das Highlight der einzigartigen Ausstellung Sensation von Charles Saatchi über die späten 1990er-Jahre (…). Seit diesem Londoner Debüt im Jahre 1996 hat Billingham sein Themenspektrum auf Tiere im Zoo, vertraute englische Landschaften und entferntere Gefilde wie Äthiopien und Pakistan erweitert. Seit neuestem filmt er auch seine eigene junge Familie, bestehend aus seiner Partnerin und drei Kindern – weit entfernt von den zerrütteten Familienverhältnissen, die ihn bekannt gemacht haben. Das jüngste Projekt des Künstlers übersetzt die Fotografien, die ihn berühmt machen sollten, in eine neue Form: sein Spielfilmdebüt über die eigene Kindheit mit dem Titel Ray & Liz. Mehr als fünf Jahre lang arbeitete er gemeinsam mit seiner Produzentin Jacqui Davies an dieser filmischen Meditation über Themen wie Einsamkeit, Vernachlässigung und Schikane, in der Schauspielerinnen und Schauspieler traumatische Episoden aus seiner Vergangenheit rekonstruieren. Eines von Billinghams Lieblingsfotos aus der äußerst produktiven Anfangszeit seiner Karriere zeigt seinen Vater Ray zugedeckt in seinem Bett, dessen Kopfende vor der tapezierten Wand eine Art Heiligenschein bildet. „Es ist so ruhig, als befände er sich in einer Landschaft. Er ist selbst eine Landschaft“, so der Künstler, der sich als Landschaftsfotograf versteht, obwohl er sich durch das Fotografieren von Personen einen Namen gemacht hat. (...) „Ich habe mich immer für die Gemälde von van Gogh und Degas interessiert, in denen sie das Leben abgebildet und versucht haben, etwas schnell auf der Leinwand festzuhalten“, so Billingham. „Ich habe auf Pappe und alte Bettlaken gemalt, auf alles, was ich gerade finden konnte, um meine direkten Beobachtungen von Ray in seinem Zimmer festzuhalten.“ (…) Während Kritiker ihm mit seiner Darstellung von Armut in der Thatcher-Ära Voyeurismus und Sensationslust vorwerfen, erklärt Billingham, er habe lediglich versucht, eine Welt, die er selbst erlebt habe, wirklichkeitsgetreu nachzuzeichnen. „Ich hoffe, authentisch zu sein und das Leben zu zeigen, wie es ist, indem ich an die Orte zurückkehre, an denen all das geschehen ist. Für mich sind das gelebte Erfahrungen.“ Elizabeth Fullerton lebt in London und ist die Autorin von Artrage! The Story of the BritArt Revolution, erschienen bei Thames & Hudson.