07.10.2006, 19:00h
Mit einer weiteren Ausgabe der Reihe PolarZoo meldet sich die BASTION am Samstag, dem 07. Oktober 2006, aus der langen Sommerpause zurück. Der Auftakt der Spielzeit 2006/2007 ist vielleicht auch ein Abschied: Eventuell wird dies der letzte Abend der beliebten PolarZoo-Reihe, die vor knapp zwei Jahren erstmals mit der schwedischen Band Nervous Nellie in der BASTION Station machte. Ob der PolarZoo weiter existiert oder nicht, entscheidet sich in den nächsten Wochen, darüber an dieser Stelle bald mehr. Freuen darf man sich an diesem Abend, neben dem obligatorischen skandinavischen Musikfilm-Programm, auf ein ganz besonderes Konzert-Highlight: Die dänische Band Joyce Hotel, die 2005 eines der besten Konzerte in der BASTION bot, präsentiert ihr neues Album Limits. Wer den Auftritt der Band im letzten Jahr gesehen hat, weiß, dass Joyce Hotel neben ihrer großartigen Bühnenpräsenz auch mit fantastischen Visuals überzeugen können.
Joyce Hotel
Joyce Hotel sind ein weiterer Beweis für die unglaubliche Vielfalt der dänischen Musikszene. Aus dem Underground kommend, hat es das Kopenhagener Quartett in den vergangenen fünf Jahren geschafft, sich zwischen all den Pop- und Retro-Rock-Bands des Landes zu etablieren. Von der heimischen Musikpresse werden Joyce Hotel oft mit Radiohead und dEUS verglichen, aber auch Pink Floyd und die späten Depeche Mode gelten als Referenz. Die stilistische Vielfalt auf dem Debütalbum Joyce Hotel reichte von rockigen Gitarrennummern über tanzbare Uptempotracks bis hin zu bittersüßen Pianosongs. Über trockene Bass-Grooves, schepperndes Schlagzeug und bedrohliche Orgelklänge schiebt sich allmählich eine Gitarrenwand, begleitet von Kristian Funders prägnantem und todtraurigem Gesang – mit scheinbar einfachen Mitteln erzeugen Joyce Hotel auch live eine dichte Atmosphäre, verlieren zu keinem Zeitpunkt den roten Faden und steigern die Stimmung bis zur letzten Minute ihres herausragenden Sets. Auf dem neuen Album Limits haben die vier Dänen ihren muskalischen Horizont erweitert, Extreme noch weiter ausgelotet, sind ruhiger, tanzbarer, vertrackter, progressiver, melodiöser und organischer geworden. Stets mit einem leicht melancholischen Unterton, zusammengehalten durch die Texte von Hauptsongschreiber, Gitarrist, Sänger und Organist Kristian Funder.
Im Anschluss an das Konzert: Party zum Auftakt der Spielzeit 2006/2007!
Pressestimmen zum Debütalbum von Joyce Hotel:
Intro, 08/2005
"Dänemark ist so was von auf dem Sprung. Mehr noch als aus dem ewig Pop-prosperierenden Schweden kamen von dort zuletzt interessante, vornehmlich gitarrenlastige Indie-Bands. Lediglich der ganz große Durchbruch, der die letzten Hindernisse wegspült, fehlt noch. Der Mando Diao- oder Hives-Urknall. Acts wie Tiger Tunes, Saybia, Mist, Barra Head, Kind Of Bitter oder eben Joyce Hotel sind zwar mittlerweile vielerorts ein Begriff, werden aber im Gegensatz zum sonstigen Skandinavien-Hype-Rummel in der medialen Wahrnehmung stiefmütterlich behandelt. Dabei sollten gerade auch Joyce Hotel die Möglichkeit bekommen, sich richtig episch unter die Leute zu verteilen. Spröde Arrangements reiben sich an lärmigen Ideen und noch-kausalem Songwriting, das trotzdem immer wieder traumwandlerisch den Punkt findet. Ein Indie-Trip, der an frühe Pixies, aber auch an genialische belgische Tüftlerspinner wie dEUS erinnert. Postrock mit einigen Superkräften."
(Ulrike Puth)
Visions, 08/2005
"Dänen lieben, zumindest so sie musizieren, den multimedialen Universal-Entwurf. Dänen verehren darüber hinaus Radiohead und haben seltsame Namen. Ein weiterer Glücksfall. Womit wir auch schon am Ende wären mit den offensichtlichen Parallelen. Denn gegen den Erstling der Band um Mastermind Kristian Funder wirken etwa die ebenfalls aus Kopenhagen stammenden Kashmir wie ein durchschaubar operierendes Pop-Ensemble. Düsterer, bedrohlicher kommen Joyce Hotel daher. Mit einem Hang zu verschrobenen Arrangements und windschiefen Harmonien, was neben Thom Yorke und Co. auch eine Vorliebe für belgisches Alternative-Liedgut à la dEUS oder Ghinzu nahe legt. Die ersten zwei Nummern rocken dann auch tatsächlich knarzig daher: „WPAPA“ tobt auf stoischem Bass-Fundament durchs Dickicht, das schraddelige „Sisher“ gräbt sich eher sexy voran. „Come Back To Bed“ ist gar pure, psychotische Manie. Bei „Out Only“ kommt dann erstmals die sanfte Seite des Vierers zum Tragen: Zu stehenden Klavier-Tupfern haucht uns Funder direkt ins offene Herz, bevor ein Drumbeat dem Song Fahrt verleiht und sich das Ganze zu einem wirr funkelnden Indie-Schrein mausert. Spätestens mit dem auf einer meterdicken Hammond reitenden, überragenden Gruselthriller „Blood Monsters“ haben die Dänen das Spiel zu ihren Gunsten entschieden, werden Einflüsse und Referenzen völlig zweitrangig. „The words I wrote vanished without a trace / still you are all here with me on a suicide-note / and there’s still time to get out“, wehklagt Funder erratisch im verwunschenen „European Amphetamine“. Wie falsch er doch liegt: Nichts ist verschwunden. Keiner will raus aus diesem wolkenverhangenen, sturmzerfetzten Fiebertraum von Debüt. Superb."
(Patrick Großmann)
Westzeit, 08/2005
"Seit mehr als vier Jahren ist das Quartett aus Kopenhagen unterwegs. Eine Schande, erst jetzt von ihnen zu hören. Die einen mögen sie die dänischen Radiohead nennen wollen. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Die Combo um Mastermind Kristian Funder spielt alternativen und intelligenten Rock. Sie bedienen sich kunstvoll der ganzen dynamischen und klanglichen Bandbreite, die heute im multikategorischen Kosmos zwischen Air, dEUS und Tortoise zu haben ist. Stetig merkt der Hörer – wie z.B. bei „The Wind“, einem Stück, das langsam und gefühlvoll startet und später in einer hypnotischen Rifffolge landet -, dass die Jungs mit Herz und Seele bei der Sache sind. Als Special gibt es zwei animierte Comicvideos – natürlich aus der Hand von Funder. Wunderbare Scheibe, volle Punktzahl."
(Ulf Kneiding)