Mit Buster Keaton, Marion Mack, Charles Henry Smith, Frank Barnes
Der General (Originaltitel The General) ist eine 1926 gedrehte Filmkomödie von und mit Buster Keaton. Der Film spielt zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkrieges und basiert auf dem historisch verbürgten Andrews-Überfall vom 12. April 1862. Der Lokomotivführer Johnnie Gray nimmt einsam die Verfolgung seiner von nordstaatlichen Spionen entführten Lokomotive General auf. Mit Hartnäckigkeit und Erfindungsreichtum gelingt es ihm, sowohl seine Maschine als auch die Gunst seines geliebten Mädchens Annabelle Lee zurückzuerobern. Das Werk entstand am Höhepunkt von Keatons Ruhm und gilt als eine der teuersten Komödien der Stummfilmära. Der Misserfolg der Produktion bei Publikum und Kritikern brachte das Ende von Keatons künstlerischer Unabhängigkeit. Als Ende der 1950er Jahre seine mittlerweile vergessenen Stummfilme wiederentdeckt wurden, stand The General im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Seither zählt der Film innerhalb der Rezeption aufgrund seiner stringenten Dramaturgie und ambitionierten Bildgestaltung zu den bedeutendsten Komödien der Filmgeschichte.
Im Frühling 1861 lässt die Nachricht über die nahenden Unionstruppen im südstaatlichen Ort Marietta die Kriegshysterie ausbrechen. Um Gunst und Respekt seiner geliebten Annabelle Lee nicht zu verlieren, meldet sich der angesehene Lokomotivführer Johnnie Gray eifrig beim Rekrutierungsbüro. Aus für ihn unverständlichen Gründen wird er als Soldat abgelehnt; dass er als Lokomotivführer für den Süden als wertvoller erachtet wird, erfährt er ebenso wenig wie Annabelle. Sie will ihn erst in Uniform wiedersehen – eine für Johnnie unmögliche Aufgabe und somit das Ende der Beziehung. Ein Jahr später entführen nordstaatliche Spione am Haltepunkt Big Shanty Johnnies geliebte Lokomotive General. Ohne Zögern nimmt Johnnie einsam die Verfolgung der entführten Dampflokomotive auf, erst zu Fuß, schließlich mit einer weiteren Lokomotive. Er trotzt dabei allen Hindernissen, die ihm die Spione in den Weg legen. Diese wollen durch gezielte Zerstörungen auf dem Weg in den Norden das Kommunikations- und Bahnsystem der Konföderierten lahmlegen.
The General wurde am 31. Dezember 1926 in Tokio uraufgeführt, ehe der Film am 5. Februar 1927 seine New Yorker Premiere und am 11. März 1927 seine erste Aufführung in Los Angeles erfuhr. Die erste Veröffentlichung in Deutschland fand am 4. April 1927 statt. Die hohen Erwartungen, die Keaton und sein Produktionsteam hegten, erfüllten sich nicht: The General stieß auf größtenteils negative Reaktionen. Motion Picture Classic vom April 1927 beschreibt den Film als eine „nette Komödie aus dem Bürgerkrieg, keine von Keatons besten Leistungen.“ Variety meinte, die Komödie sei alles andere als lustig: „Von einer einstündigen Verfolgungsjagd darf man nichts erwarten. … Es ist ein Flop.“ Picture Play sah „eine lange, öde Komödie“, und die New York Times analysierte, Keaton habe sich übernommen. Die meisten Kritiker schien abzustoßen, dass sich der Komiker ein ernstes Thema wie den Bürgerkrieg als Hintergrund für eine Komödie erkoren hatte. So zeigte sich Robert E. Sherwood, der Keaton gegenüber sonst sehr aufgeschlossen war, im Life Magazine irritiert über die gezeigten Tode von Menschen: „Viele Gags am Ende des Films sind so abscheulich, dass man sich als mitfühlender Zuschauer abwenden möchte.“
Bis zu diesem Misserfolg zählte Keaton zu den populärsten Filmkomikern. Bei den nächsten Produktionen schränkte sein Produzent Joseph Schenck Keatons bisherige Freiheiten ein und stellte ihm Regisseure und Produktionsleiter zur Seite. Nachdem die Einnahmen von College und Steamboat Bill, jr. ebenfalls enttäuscht hatten, empfahl Schenck Keaton, künftig für MGM zu arbeiten. Obwohl Keaton anschließend in einigen kommerziell erfolgreichen Produktionen des seinerzeit größten Studios mitwirkte, hatte er jeden künstlerischen Einfluss verloren und glitt schließlich Anfang der 1930er Jahre in die Bedeutungslosigkeit ab.
Als er und seine Filme verstärkt in den 1950er Jahren von Kritikern neu entdeckt wurden, wählte Keaton The General als ersten Film für eine breit angelegte Wiederaufführung. Eine restaurierte und mit einer musikalischen Tonspur versehene Fassung wurde 1962 erstmals in mehreren Städten Deutschlands (darunter München, Berlin und Hamburg) und danach in weiteren Ländern Europas gezeigt. Die Wiederaufführungen stießen auf großes Echo bei Publikum und Presse. 35 Jahre nach seiner Premiere hatte sich die Bewertung über den Film grundlegend gewandelt. Der französische Filmhistoriker Georges Sadoul schrieb die schlichte Aufforderung: „Muss man ein Meisterwerk breit kommentieren? Laufen Sie ganz schnell, um es sich anzusehen.“
In den folgenden Jahren würdigten eine Vielzahl Kritiker und Filmwissenschaftler den Film als „einmalig und vielleicht perfekt“. Es sind kaum Stimmen auszumachen, die vom heutigen Konsens in der Filmbewertung abweichen, wonach The General Buster Keaton „auf der Höhe seines Könnens“ zeige: „als vollkommenen Komiker und vollkommenen Regisseur.“ Seit den 1970er Jahren firmiert das Werk bei diversen Umfragen unter Filmkritikern und -schaffenden regelmäßig unter den besten Filmen, zumindest jedoch unter den besten Komödien der Filmgeschichte. So wies etwa eine internationale Umfrage der Filmzeitschrift Sight & Sound unter 81 Filmkritikern im Jahr 1972 für The General den 8. Platz der besten Filme aus. Bei der 2007 veröffentlichten Liste der besten US-amerikanischen Filme des American Film Institute wurde The General als Neueinstieg auf Platz 18 genannt. Die filmgeschichtliche Bedeutung des Films wird durch die Tatsache unterstrichen, dass er 1989 unter den ersten war, die in das National Film Registry aufgenommen wurden. Durch die reichhaltige Rezeption, die den Film fast einhellig als Keatons Meisterwerk referenziert, und vor allem durch die große Zahl an Kino- und Fernsehaufführungen seit den 1960er Jahren – darunter eine gekürzte und mit einem Kommentar versehene Fassung – gilt heute The General als Keatons populärste Komödie.