Mit Paul Muni, Ann Dvorak, George Raft, Karen Morley, Boris Karloff, Osgood Perkins, Vince Barnett
Scarface (veröffentlicht unter dem Titel Scarface, The Shame of the Nation, Narbengesicht) ist ein US-amerikanischer Gangsterfilm des Regisseurs Howard Hawks aus dem Jahre 1932. Der Kinofilm mit Paul Muni in der Hauptrolle wurde von Hawks und Howard Hughes produziert, das Drehbuch stammt von Ben Hecht, der vor seiner Karriere als Drehbuchautor und Journalist in Chicago tätig war. Der Regisseur Brian De Palma drehte 1983 eine Neuverfilmung mit Al Pacino in der Hauptrolle. 1994 erfolgte die Aufnahme des Gangsterfilm-Klassikers in das National Film Registry.
Der Gangster Tony „Scarface“ Camonte arbeitet im Chicago der 1920er Jahre als Leibwächter und Auftragsmörder für den Mafiaboss Louis Costillo, dessen Organisation um die Vorherrschaft bei der Verteilung von Alkohol und Drogen während der Prohibition kämpft. Als Tony seinen Boss an den Konkurrenten Johnny Lovo verrät und erschießt, löst er damit einen blutigen Bandenkrieg aus. Zuhause muss Scarface die Verachtung seiner Mutter ertragen, die das Geld, das er nach Hause bringt, ablehnt, da es „schlechtes Geld“ sei. Seine Schwester Cesca, mit der er ein beinahe leidenschaftliches Verhältnis hat, vergöttert ihn hingegen und hofft auf ein besseres Leben durch seinen kommenden Reichtum als Gangsterboss.
Produzent Howard Hughes nutzte zum Vertrieb der von ihm produzierten Kinofilme den Verleihapparat der United Artists. Scarface war bereits 1930 fertiggestellt, wurde aber von den Zensurbehörden aufgrund der rohen Gewaltdarstellung und der Glorifizierung des Gangstertums zunächst nicht zugelassen. Als Hüter [des] Hays Code[s] verlangte Hays Office, dass der Film den Untertitel Schande einer Nation erhielt, um eine eventuelle Glorifizierung des Gangstertums auszuschließen. Ferner mussten die Produzenten die Darstellung von korrupten Politikern, die mit Gangstern gemeinsame Sache machen, überarbeiten. Außerdem wurde die Rolle von Tonys Mutter, die ursprünglich stolz auf ihren Sohn ist, so geändert, dass sie das Verhalten ihres Sohnes missbilligt. Hughes ließ (unter der Regie von Richard Rosson) die neuen Szenen drehen. In dieser entschärften Version kam der Film schließlich 1932 in die Kinos. Regisseur Hawks war mit dieser Version allerdings unzufrieden und brachte den Film in einigen Bundesstaaten, in denen die Zensurauflagen weniger strikt durchgesetzt wurden, auf eigenes Risiko in seiner Originalfassung heraus. Hays Office dagegen war auch mit der zweiten Version nicht voll einverstanden. So entstand eine dritte Version, in der Tony am Schluss verhaftet wird. Ihm wird der Prozess gemacht und das Todesurteil ausgesprochen. Damit sollte die Effektivität der amerikanischen Justiz herausgehoben werden. Danach liefen die zweite Version und die dritte Version mancherorts gleichzeitig, während die erste Version überhaupt nicht mehr gezeigt werden durfte. International traten weitere Zensurvorschriften in Kraft, so dass noch zahlreiche andere Versionen entstanden.
Lexikon des internationalen Films: In freier Bearbeitung der authentischen Lebensgeschichte von Al Capone erzählt der Film vom Aufstieg und Fall eines skrupellosen Gangsters im Amerika der zwanziger Jahre. Ein Klassiker des amerikanischen Gangsterfilms, von Howard Hawks temporeich und mit grimmigem Humor inszeniert.
Heyne Filmlexikon: Ein Höhepunkt des Genres.
Prisma Online: Ein temporeicher und durchaus humorvoller Klassiker – wenn nicht sogar der bedeutendste – des amerikanischen Gangsterfilms.
Reclams Filmführer (1982): Sein Held ist ein machthungriger, schießwütiger Gangster; aber am Schluß deutet der Film auch eine Mitschuld der Gesellschaft an: Über die Leiche Camontes zuckt eine Lichtreklame mit dem Text: »Die Welt gehört Dir.«