Mit Marlon Brando, Karl Malden, Rod Steiger, Lee J. Cobb, Eva Maria Saint
Die Faust im Nacken (Originaltitel: On the Waterfront) ist ein in Schwarzweiß gedrehtes US-amerikanisches Filmdrama von Elia Kazan aus dem Jahre 1954. Die Faust im Nacken gilt als Meilenstein eines „neuen Realismus“ im amerikanischen Kino und herausragender Vertreter des Method Acting im Film. Er wurde mit zahlreichen Preisen, darunter acht Oscars, vier Golden Globes und zwei New York Film Critics Circle Awards ausgezeichnet. 1998 belegte der Film Rang 19 der „100 besten amerikanischen Filme aller Zeiten“ des American Film Institute.
Im Hafen von Hoboken herrscht eine korrupte Gewerkschaft der Dockarbeiter, die von dem rücksichtslosen Johnny Friendly geleitet wird. Die Hafenarbeiter müssen Mitglied der Gewerkschaft werden, um überhaupt Arbeit zu bekommen. Arbeiter, die sich gegen dieses System auflehnen, müssen damit rechnen, keinen Job oder im schlimmsten Fall den Tod zu finden. Terry Malloy, ein gescheiterter Boxer, ist einer dieser Arbeiter, sein gebildeter Bruder Charley dagegen ist der Rechtsanwalt der Gewerkschaft. Durch Charleys Tätigkeit genießt Terry diverse Privilegien, muss der Gewerkschaft aber auch gefällig sein. Unwissend führt er den jungen Arbeiter Joey in eine von Friendlys Handlangern gestellte tödliche Falle. Nach dem Mord an Joey lernt Terry dessen Schwester Edie kennen und verliebt sich in sie. Edie möchte gemeinsam mit Pater Berry die Schuldigen am Tode von Joey zur Strecke bringen.
Trotz seiner „relativ simplen Kriminalfilm- und Sozialdrama-Handlung“ hob Peter Lev in History of the American Cinema: The Fifties Kazans Film wegen seiner Kombination von Italienischem Neorealismus und Method Acting hervor. Von Ersterem übernehme Die Faust im Nacken das Thema des Alltags der Arbeiterklasse und des Drehens an Originalschauplätzen, setze aber statt Laiendarstellern Method-Schauspieler in den wichtigsten Rollen ein, unter denen Brando als „dessen brillantester Vertreter“ herausrage. „Unter den drei Filmen der 1950er Jahre, die am häufigsten im Zusammenhang mit Method Acting genannt werden – Die Faust im Nacken, Jenseits von Eden und … denn sie wissen nicht, was sie tun“ –, mache Ersterer „am ausgedehntesten Gebrauch von der Method-Technik“ und präsentiere „eine darstellerische Leistung von Brando, die als herausragendes Beispiel des Method Acting im Film angesehen wird“. (Virginia Wright Wexman: Masculinity in Crisis: Method Acting in Hollywood)
Der deutsche Spiegel äußerte sich [...] positiv über den Film: „Zum erstenmal gelang einem Filmregisseur ein realistisches und darum brutales Bild von den Praktiken der Hafenarbeiter-Gewerkschaft […] Der Film vermeidet die üblichen Vereinfachungen und […] überzeugt auf subtilere Weise davon, daß Glaube und Anständigkeit mitunter Armut und Unwissenheit überwinden können.“ Die Zeit lobte Brandos Leistung und Kazans Regie, die „aus der reißerisch angelegten Geschichte harte Sozialkritik“ mache und einen „Hafenfilm ohne falschen Ton und ohne übliche Pathetik“ geschaffen habe. Die katholische Filmkritik nannte Kazan einen „Meisterregisseur“ und seinen Film „künstlerisch und ethisch wertvoll“.
Im Laufe der Jahre festigte sich das Urteil der Filmkritik. Roger Ebert notierte 1999: „Die Geschichte wirkt heute nicht mehr so frisch, der Kampf gegen Korruption und die Liebesgeschichte entsprechen althergebrachten Filmkonventionen. Aber die darstellerischen Leistungen und hervorstechendsten Dialogpassagen besitzen eine Wucht, die an nichts eingebüßt hat.“ Jonathan Rosenbaum vom Chicago Reader kritisierte den Film als „stellenweise prätentiös“ und „selbstherrlich“ angesichts Kazans und Schulbergs HUAC-Mitarbeit, doch seien Brando, Eva Marie Saint, Malden und Cobb „so gut wie eh und je“. Der Londoner Time Out Film Guide monierte zwar die religiöse Symbolik und das „beschämende“ Plädoyer für Denunzianten, befand den Film aber für „kraftvoll“ und „elektrisierend“.
Auch in Deutschland genießt der Film Klassikerstatus. Das Lexikon des internationalen Films resumierte: „Der mit Oscars überschüttete dramatische Film […] machte Schule im Kino des Realismus. Kazan verwandte große Sorgfalt auf Milieu und Atmosphäre, führte seine Darsteller zu packenden Leistungen und scheute nicht vor einem starken sozialen Pathos zurück.“ Das Lexikon „Filme im Fernsehen“ schrieb, Kazan erzähle seine Geschichte „in hartem Schwarzweiß, milieugesättigt, als Soziothriller der spannendsten Art; mit einem unvergesslichen Brando“.