L'enfant (Das Kind), Belgien/ Frankreich (DVD), 2005
Regie: Jean-Piere Dardenne, Luc Dardenne
Mit Jérémie Renier, Déborah François, Jérémie Segard
Das Kind ist ein Spielfilm der belgischen Regisseure Jean-Pierre und Luc Dardenne aus dem Jahr 2005. Das Drama basiert auf einem Original-Drehbuch des Brüderpaares und wurde von dem Filmstudio Les Films du Fleuve produziert.
Der zwanzigjährige Bruno und seine zwei Jahre jüngere Freundin Sonia leben im tristen Seraing, einer heruntergekommenen belgischen Industriestadt unweit von Lüttich. Der verantwortungsscheue Bruno, der die Meinung vertritt, Arbeit sei nur etwas für Arschlöcher, bestreitet den Lebensunterhalt der beiden als Chef einer Kinderbande. Die jungen Bandenmitglieder besorgen ihm Autoradios, Handtaschen oder Schmuck. Bruno fährt das Mofa, mit dem er die Beute samt Komplizen in Sicherheit bringt. Bruno taxiert die Hehlerware und verscherbelt sie mit Gewinn. Er ist durch und durch ein Geschäftsmann und so vermietet er auch Sonias kleine Wohnung und gibt ihre Sozialhilfe aus, während sie schwanger im Krankenhaus liegt. Als Sonia Bruno dann ein Kind gebiert, ist der junge Vater zu einer emotionalen Reaktion nicht in der Lage. Er will den kleinen Jimmy noch nicht einmal in seinen Arm nehmen.
Der Film, in dem die beiden belgischen Regisseure wie in ihren vorangegangenen Werken nach größtmöglichen Realismus strebten, feierte seine Premiere am 17. Mai 2005 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und wurde von der Kritik gefeiert. Vor allem gelobt wurde die mitreißende Erzählweise und die realistische Inszenierung des Films, sowie die Schauspielleistungen der beiden Hauptdarsteller Jérémie Renier und Déborah François. Vergleiche wurden gezogen zu den aktuellen Ausschreitungen Jugendlicher in französischen Vororten, sowie zu Roman Polańskis Verfilmung von Charles Dickens’ bekanntem Werk Oliver Twist, die Monate später zu Weihnachten 2005 in die Kinos kam. Jean-Pierre und Luc Dardenne selbst sahen ihr Drama als eine Studie über persönliche Verantwortungslosigkeit.
Das Kind wurde 2005 bei den Internationalen Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme für den besten Film ausgezeichnet.
„Obwohl diesem Film nicht der geringste Willen anzusehen ist, Kunst zu sein, muss man ein Künstler sein, um den Gehalt eines solchen Bildes aus dem Alltag heraus zu filtern.“ Frankfurter Rundschau
„‚L’Enfant‘ hat den Dardennes die zweite Goldene Palme (nach ‚Rosetta‘) in Cannes gewonnen, denn er ist, trotz seiner Schmucklosigkeit, grandios inszeniert und gespielt; Jérémie Regnier als Bruno besitzt ein herbes Gesicht, dem man den Überlebenskampf abnimmt und in dem Abstumpfung wie auch Verletzlichkeit wohnen.“ Die Welt
„[…] widerständige Gesichter, herb, verletzlich, man kommt ihnen so nah wie selten im Kino.“ Der Tagesspiegel
„Unwiderstehlich zieht der Film den Zuschauer in diesen emotionalen und moralischen Reifeprozess hinein. Unbeschwert tollt die Kamera anfangs mit Bruno und Sonia durch die Gegend, fieberhaft durchstreift sie mit Bruno auf der Suche nach dem verkauften Sohn die Straßen, behutsam beobachtet sie am Ende die Versöhnungsversuche des Paares. Und wenn sich die beiden dann in der letzten Einstellung weinend umarmen, empfindet der Zuschauer die Wärme, die sie einander geben, fast körperlich.“ Der Spiegel