Mit Jean Dujardin, Bérénice Bejo, John Goodman, James Cromwell, Penelope Ann Miller
The Artist (engl. für „Der Künstler“) ist ein Spielfilm des französischen Regisseurs Michel Hazanavicius aus dem Jahr 2011. Die Tragikomödie spielt zwischen 1927 und 1932 in Hollywood und erzählt die gegenläufige Erfolgsgeschichte zweier Leinwandstars (dargestellt von den französischen Schauspielern Jean Dujardin und Bérénice Bejo) in der Übergangsphase vom Stumm- zum Tonfilm. Hazanavicius konzipierte den Film im 4:3-Academy-Format in Schwarzweiß mit Zwischentiteln und so gut wie keinem gesprochenen Text.
Von der internationalen Fachkritik überwiegend als brillante Hommage an das alte Hollywood bzw. als Liebeserklärung ans Filmemachen verstanden, gewann The Artist mehr als 30 internationale Filmpreise, darunter 2012 fünf Oscars (u. a. als „Bester Film“), drei Golden Globes, sieben BAFTA Awards und sechs Césars.
Hollywood im Jahr 1927: Der Stummfilmschauspieler George Valentin ist der umjubelte Star der Kinograph Studios. Nach der Uraufführung seines neuesten Films A Russian Affair, in dem er mit seinem dressierten Jack Russell Terrier „Jack“ auftritt, stößt er im Gedränge vor dem Premierenkino mit seinem Fan Peppy Miller zusammen. Der zuerst verärgert wirkende Valentin löst die für Peppy peinliche Situation scherzhaft auf und posiert mit ihr vor den Fotografen. Schließlich küsst die junge Frau den Schauspieler auf die Wange. Dieses Foto erscheint am nächsten Tag auf der Titelseite des Branchenblatts Variety, sehr zum Missfallen von Valentins Ehefrau Doris und des Filmproduzenten Al Zimmer. Angespornt durch den plötzlichen Ruhm begibt sich Peppy zu den Kinograph Studios, wo sie als Statistin für Valentins neuesten Film A German Affair engagiert wird.
In Vorbereitung auf das 124 Szenen umfassende Drehbuch, das er in vier Monaten verfasste, will Hazanavicius angeblich 150 Stummfilme angesehen haben. Neben Sunrise sei er auch von Murnaus City Girl, den Filmen von Frank Borzage sowie King Vidors The Crowd inspiriert worden. Tatsächlich gab es damals viele Stummfilmstars, denen der Übergang zum Tonfilm Ende der 1920er-Jahre Probleme bereitete und deren Karriere Schaden oder gar ein Ende nahm. So gäbe es laut Hazanavicius Nachklänge von Douglas Fairbanks, Gloria Swanson, Joan Crawford und entfernt der Geschichte von Greta Garbo und John Gilbert. Beim Schreiben orientierte er sich auch am Hays Code, der früher auf die moralisch akzeptable Darstellung unter anderem von Sexualität in US-amerikanischen Spielfilmen Wert legte. „Menschen küssten sich nicht, es gibt kein Geküsse in meinem Film, die Tanzszenen sind die Liebesszenen.“, so der Regisseur. Etwa zehn bis zwölf Filme wählte Hazanavicius als Bezugspunkte aus, die er an das Filmteam weitergab. U. a. machte er keinen Hehl daraus, die komplette Frühstückssequenz aus Orson Welles’ Citizen Kane entnommen zu haben.
The Artist war für die Cinema „rührend, charmant und voller Eleganz“ und einer der schönsten Filme des Kinojahres, für die Neue Zürcher Zeitung „brillant“ und „witzigster Film seit langem“. Man nannte ihn ein Vergnügen (Die Presse) oder er mache das Filmvergnügen der Stummfilmzeit nachvollziehbar (Die Welt), biete Momente des reinen Glücks (film-dienst) oder lasse den Zuschauer sprachlos vor Glück zurück (Der Tagesspiegel). Seine Auszeichnungen habe der Film gemäß taz verdient. The Artist handle von einer technologischen Übergangszeit und daher auch von der Gegenwart. Anders als Singin’ in the Rain, das die Ablösung des Stumm- durch den Tonfilm begrüßte, stehe The Artist auf der Seite des Untergegangenen. In der Zeit hieß es: „Der, der sich auf seinem Ruhm zu lange ausgeruht hat, muss seinen Platz räumen und fällt aus der Gesellschaft; die, die sich in die neue Welt am schnellsten einfindet, wird ihn ersetzen. Es sind die Grundkoordinaten unseres kapitalistischen Gesellschaftssystems, die Michel Hazanavicius verspielt verfremdet.“ Viele Kritiker befanden, dass das Werk in einer Zeit, in der Filme von Computertechnik, 3D und Motion Capture geprägt sind, aufzeige, dass der Reiz des Kinos und seine Fähigkeit zur Verzauberung nicht in solcher Technik liege. Hazanavicius setze darauf, „dass sich Hollywood beim Betrachten dieser Jugendbilder heute etwas aufgedunsen, träge und saturiert vorkommt“.