Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit), USA (Blu-ray), 2014
Regie: Alejandro González Iñárritu
Mit Michael Keaton, Edward Norton, Emma Stone, Naomi Watts Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) ist eine US-amerikanische schwarze Komödie von Alejandro González Iñárritu. Der Film wurde bei der Oscar-Verleihung 2015 als bester Film ausgezeichnet.
Schauspieler Riggan Thomson war vor langer Zeit weltbekannt für seine Darstellung des Comic-Helden Birdman in dem gleichnamigen Blockbuster und dessen beiden Fortsetzungen. Danach verlief seine Karriere zunehmend trostlos; seine psychische Bindung an diesen Superhelden nahm hingegen überhand und kontrolliert nun sein Leben. Er hört Stimmen seines Alter Ego und glaubt, er habe telekinetische Fähigkeiten. Mit einem ambitionierten Theaterprojekt am Broadway will Thomson seine Karriere wiederbeleben. Hierfür hat er Raymond Carvers Kurzgeschichte What We Talk About When We Talk About Love für die Bühne adaptiert und agiert gleichzeitig als Regisseur und Hauptdarsteller. Sein bester Freund Jake fungiert als Produzent. Kurz vor der Premiere braucht er dringend Ersatz für die wichtigste Nebenrolle, die er schließlich mit dem erfolgreichen Broadway-Schauspieler Mike Shiner besetzt, obwohl dieser nicht leicht zu handhaben ist und ihn womöglich in den Schatten stellen wird. Problematisch ist auch Thomsons Verhältnis zu seiner Tochter Sam, die er nach ihrer Entlassung aus der Entzugsklinik als Produktionsassistentin angeheuert hat.
Birdman wurde überwiegend positiv aufgenommen. Filmkritik-Aggregator Rotten Tomatoes errechnete 93 % positive Bewertungen, basierend auf 172 Rezensionen, während Metacritic 89 von 100 Punkten vergab. Lob gab es für nahezu alle Aspekte des Films, vor allem für die Regie, die Story, die Kameraführung, das Konzept, die Musik und die Darstellung der Charaktere. Gerade Michael Keatons schauspielerische Leistung wurde immer wieder hervorgehoben.
Barbara Schweizerhof von epd Film vergab 4 von 5 Sternen und zeigte sich ebenfalls begeistert von dieser „technisch virtuose[n] Satire zum Los der Schauspieler und der Filmbranche heute, […] die in meisterlicher Weise gleichzeitig feiert, was sie beklagt“. Neben dem Drehbuch, in dessen Dialogen sich „Scharfzüngigkeiten, Geistesblitze und trockene »Oneliner« in so dichter Weise“ drängen, „dass man den Film – allein, um alles mitzubekommen – ein zweites und drittes Mal anschauen“ müsse, lobte sie vor allem auch die technische Umsetzung, die „der Erzählung den Charakter eines fiebrigen Bewusstseinsstroms“ verleihe.
Ian Haydn Smith, freier Autor und Herausgeber des Magazins der britischen Arthouse-Kinokette Curzon, schreibt in seiner Besprechung, dass der Film für den Hauptdarsteller Michael Keaton die beste Rolle seit Ray Nicolette in den beiden Verfilmungen der Werke Elmore Leonards (Jackie Brown und Out of Sight) sei. Keaton hätte immer noch diese Vitalität, die von Regisseur Iñárritu so „kanalisiert“ werde, dass das Porträt eines von „Dämonen gejagten und von Versagensängsten geplagten Egozentrikers entstehe.“ Der Effekt, dass der Film versucht so zu wirken, als sei er in einer Einstellung gedreht worden (wie Hitchcocks Cocktail für eine Leiche) ist für den Kritiker beachtlich, selbst wenn er sich diesmal nicht auf einen Raum beschränke. Insgesamt ist der Film für ihn „eine temporeiche, oft intelligente Komödie, die sich, anders als einige von Iñárritus früheren Filmen, nie selbst zu ernst nimmt“.