The Neon Demon, Frankreich/ Dänemark/ USA (DVD), 2016
Regie: Nicolas Winding Refn
Mit Elle Fanning, Jena Malone, Keanu Reeves, Abbey Lee Kershaw, Bella Heathcote, Christina Hendricks
The Neon Demon ist ein Horror-Thriller von Nicolas Winding Refn, der am 20. Mai 2016 im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2016 seine Premiere feierte, wo der Film auch um die Goldene Palme konkurrierte.
Jesse, ein junges und aufstrebendes Model, ist gerade erst nach Los Angeles gezogen. Bei ihrem ersten Fototermin lernt sie die Visagistin Ruby kennen, die sie mit den beiden Models Sarah und Gigi bekanntmacht. Die beiden Freundinnen erkennen sofort eine Bedrohung ihrer eigenen Laufstegbuchungen durch die neue, junge Konkurrentin. Jesse unterschreibt bei einer wichtigen Modelagentur. Auf Geheiß der Agentur-Managerin muss sich die erst 16-Jährige nun als 19-Jährige ausgeben. Für erste Probeaufnahmen wird sie zu einem bekannten Fotografen geschickt, der das Fotostudio schließt, als er Jesse sieht, um ungestört von ihr Aufnahmen machen zu können. Er möchte, dass sie sich auszieht, um sie mit Goldfarbe zu bemalen. Als Jesse in ihr Motelzimmer zurückkehrt, findet sie dieses durchwühlt vor.
Einige Aufnahmen [des Films] entstanden in den nächtlichen Gassen der Hollywood Hills oberhalb von Hollywood. Ein Foto-Shooting, das im Film gezeigt wird, wurde an einem modernen Strandhauses vor der Kulisse des Strandes der in der Nähe von Los Angeles gelegenen Stadt Malibu gedreht. Weitere Aufnahmen entstanden rund um die Bristol Salt Flats von Amboy, einem kleinen Wüstenort in der Nähe des Dry Lakes in der kalifornischen Mojave-Wüste, und am Pasada Motel in der östlich von Los Angeles gelegenen Stadt Pasadena, das im Film Jesses Motel ist. Die Ortschaften an der legendären Route 66 stehen in einem starken Kontrast zu den von Neonlichtern erleuchteten Straßen und dem Glamour von Los Angeles. Die dramaturgische Verwendung dieser Gegensätze ist der Vorliebe von Refn für Motels dieser Art geschuldet.
Andere bewusst eingesetzte Kontraste zeigen sich im Film auch in Szenen, in denen der Film in die völlige Abstraktion hineingleitet und sich die Figuren in vollkommen weißen oder schwarzen Räumen bewegen. Ein Beispiel hierfür ist die nach dem ersten Viertel des Films gezeigte Audition für einen Modedesigner, die einen entscheidenden Moment des Films darstellt, bei der Jesse einen weißen Raum betritt[,] alle Augen auf sie gerichtet sind und [sie] auf einem der vielen Stühle Platz nimmt. Diese Szene wird ins Extreme ausgereizt und, wie auch in anderen Szenen des Films, in provozierender Langsamkeit zerdehnt. Dass die Darstellerinnen in dieser Szene lediglich Unterwäsche tragen, entspricht der realen Praxis, so Refn, nach der Models in solchen Castings degradiert und als eine Art Requisite betrachtet würden.
Als Kamerafrau fungierte die Argentinierin Natasha Braier. Ein großer Teil des Films wurde mit einer Bildfrequenz von 60 Bildern pro Sekunde gedreht.
Von der französischen Filmzeitschrift Cahiers du cinéma wurde The Neon Demon in die Top 10 der Besten Filme des Jahres aufgenommen.
Dietmar Dath von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beschreibt: „Es geht um Dinge, die den Körper sprachlos machen, Eindrücke, die stärker sind als Wörter, und die Berührung der Extreme des Schönen und Häßlichen.“ Dath meint, der Film sei ziemlich frauenfeindlich geworden, unter anderem, weil der Regisseur mehrfach auf den abgekautesten Klischees über frustrierte quasilesbische Narzisstinnen ausrutsche. Der Film fange sich dann aber immer wieder und gehe letztlich nicht krachend zu Boden, wie Passion von Brian De Palma, den er im Vergleich in mancherlei Hinsicht als „Psycho-Blödsinn“ beschreibt.
Lukas Stern vom SPIEGEL ONLINE erkennt im Film im Vergleich mit anderen Filmen von Refn, wie Drive und Only God Forgives, eine Spannung, die diese früheren Werke nicht zustande gebracht, sondern nur in Aussicht gestellt hätten. Dies gelinge dem Filmemacher durch eine an allen Fronten nach außen hin verriegelte[...] Selbstgenügsamkeit. Stern meint: „Ein Kino, das nichts will außer sich selbst. Ein egoistisches Kino, das nur sich selbst schön findet, das sich an sich selbst nicht satt sehen kann, so sehr, dass es beinahe an sich selbst erstickt.“
Hanns-Georg Rodek von DIE WELT nennt The Neon Demon den vorläufigen Höhepunkt des Winding-Refnismus, und der Film stoße die meisten Betrachter zugleich ab und fasziniere sie: „Ein jedes seiner Bilder ist so raffiniert komponiert, dass man kaum wegsehen kann.“ Refn treibe, so Rodek, die blutleere Schönheit von Models zur Todesstarre voran und versuche, Leichen als Objekte der Begierde schmackhaft zu machen. Allerdings, so Rodek, sei dies eine Provokation, der sich eigentlich das Splatterkino bediene, der Film versuche aber auch gleichzeitig Kunstkino zu sein, was jedoch ins Leere stoße, weil die Dominanz des Stilwillens die eventuellen Reste von Substanz überdecke.