Mit Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yiğit, Max Mauff
Victoria ist ein Spielfilm des deutschen Regisseurs Sebastian Schipper aus dem Jahr 2015, der aus einer einzigen 140-minütigen Kameraeinstellung besteht. Als offizieller Wettbewerbsbeitrag der 65. Berlinale hatte der Film am 7. Februar 2015 Premiere. Der norwegische Kameramann Sturla Brandth Grøvlen erhielt den Silbernen Bären in der Kategorie Herausragende künstlerische Leistung für die beste Kamera. Beim Deutschen Filmpreis 2015 wurde der Film in sechs Kategorien mit einer „goldenen Lola“ prämiert, unter anderem als bester Spielfilm und für die beste Regie.
Während einer Clubnacht trifft die junge Spanierin Victoria in Berlin auf die vier jungen Männer „Sonne“, „Boxer“, „Blinker“ und „Fuß“, die sich ihr als „echte Berliner“ vorstellen. Sie verständigen sich mit Victoria auf Englisch. Neu in der Stadt und auf der Suche nach Bekanntschaften begleitet Victoria die vier durch die weitere Nacht, zum nächsten Späti und auf ein Hochhausdach, einem regelmäßigen Treffpunkt der Gruppe. Sie albern herum. Von Boxer erfährt man unter anderem, dass er im Gefängnis war.
Der Film wurde in einer einzigen Kameraeinstellung gedreht. Um die ungewöhnliche Drehweise realisieren zu können, musste die Vorgehensweise der Produktion angepasst werden. So bestand das Drehbuch für den über zwei Stunden langen Film ursprünglich lediglich aus zwölf Seiten. Dies hatte zur Folge, dass die Dialoge des Films gemeinsam mit den Hauptdarstellern vor Ort geschrieben wurden und spontan während des Drehs angepasst werden konnten, beispielsweise wenn bestimmte Vorgänge länger oder kürzer dauerten als geplant. Es wurden insgesamt drei vollständige Versionen des Films gedreht. Die letzte dieser Fassungen wurde schließlich komplett im Spielfilm verwendet und dabei nicht geschnitten. Die relativ geringe Drehzeit wurde durch eine umso intensivere Zeit zum Proben ausgeglichen. Gedreht wurde die finale Fassung am 27. April 2014 zwischen 4:30 und 7:00 Uhr in Berlin-Kreuzberg und Berlin-Mitte. Schipper standen sechs Regieassistenten und drei komplette Teams für den Ton zur Verfügung. Als Kamera wurde eine Canon C300 verwendet. Es kamen 150 Statisten zum Einsatz.
Wenke Husmann fasst in der Zeit zusammen: „Ein irrsinniges Experiment, ein fantastischer Film, […] der das deutsche Kino nachhaltig durchrütteln wird. […] Man sitzt und schaut und ist völlig überwältigt von dem, was man da sieht. Und schon bald auch von dem, was man nicht sieht, weil man sich vorstellt, wie das alles entstanden sein muss. Es ist, als würde endlich ein großer Hunger gestillt. […] In diesem letzten Versuch [nach zwei zu perfekten Generalproben] zündete dann der Funke. Es entstand ein filmisches Feuerwerk. Und wenn man denn so will, ist Sturla Brandth Grøvlen der Pyrotechniker. […] Der Film war – so realistisch muss man sein – eigentlich nicht machbar. Hirnrissig eben. Er wurde absolut gigantisch.“
Jens Balzer lobt in der Berliner Zeitung, wie es Schipper und seinen Schauspielern in diesem Bankräuberfilm gelingt, das Gefühl der Fremdheit in Berlin einzufangen, sowohl die Einsamkeit der spanischen Neuberlinerin Victoria als auch die Verlorenheit der Berliner Ghettojungs, die sich im hippen Berliner Nachtleben beweisen wollen. „Liebe und Angst, Gewalt und Vertrauen, Zukunftswillen und auswegloses Jetzt“ seien im Film „unentwirrbar ineinander verschränkt“. Der Film zwänge Figuren und Zuschauern „eine Einheit von Raum und Zeit auf, in der er einerseits eine eigene Zeit und Welt erschaffe und gleichzeitig unsere Gegenwart in allgemein gültigster Weise widerspiegele“, urteilt Balzer zusammenfassend.
Wolfgang Höbel beschreibt bei Spiegel Online, wie die „stets radikal dynamische Erzählweise“ beim Zuschauer eine Nähe zu den Charakteren und dem Strudel, in den sie mit ihrem Handeln hineingerissen werden, schaffe, obwohl einige der „manchmal gruselig schwankenden Bilder“ eine Herausforderung beim Zuschauen seien. Schipper gelinge laut Höbel, wie bereits in seinen vorherigen Buddy-Movies Absolute Giganten und Ein Freund von mir ein „Außenseiter-Ensemble“ zusammenzustellen, „das das Männerspiel aus ungelenken Zärtlichkeiten, losen Brüllereien und jähen Eingeständnissen der eigenen Verletzlichkeit ehrfurchtgebietend und manchmal sogar herzzerreißend beherrscht“.