Mit Teresa Wright, Joseph Cotten, Macdonald Care, Henry Travers, Patricia Collinge
Im Schatten des Zweifels ist ein Spielfilm von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1943. Der Thriller mit Teresa Wright und Joseph Cotten basiert auf einer Geschichte von Gordon McDonell [...]. Im Schatten des Zweifels, den Hitchcock selbst seinen Lieblingsfilm nannte, wurde 1991 als „kulturell, historisch oder ästhetisch signifikant“ ins National Film Registry aufgenommen.
Charlie Oakley ist ein großer gutaussehender Mann, der jede Menge Bargeld mit sich herumträgt. Als die Polizei in New York nach ihm fahndet, sucht er Ruhe und Zuflucht bei der Familie seiner Schwester Emma Newton und ihrem Ehemann Joseph. Diese leben mit ihren drei Kindern in der beschaulichen kalifornischen Kleinstadt Santa Rosa. Mit seiner unschuldigen, aber klugen Nichte Charlie teilt Oakley nicht nur den Vornamen – beide fühlen sich seelisch verbunden. Die Freude der Familie über den Besuch des reichen Onkels aus der Großstadt ist zunächst ungetrübt, doch Onkel Charlie fällt gelegentlich durch sein seltsames Verhalten auf: Er lehnt Fotoaufnahmen von sich generell ab, versteckt Zeitungsausschnitte vor der Familie und eröffnet ein Bankkonto mit einer großen Summe. [...] Fortan nagen Zweifel an Charlie, und sie versucht hinter das Geheimnis ihres Onkels zu kommen.
Nicht nur ungewöhnlich für Alfred Hitchcock, der die Arbeit im Studio über alles liebte, sondern für die damalige Filmarbeit ganz allgemein sind viele Aufnahmen auf einem realen, nicht im Studio gebauten Set gefilmt worden – weniger aus praktischen oder gar künstlerischen Gründen, sondern vor allem bedingt durch den Krieg. Ein staatliches Kriegskomitee bestimmte nämlich, wie viel Geld zum Aufbau eines Filmsets ausgegeben werden durfte, und so wurde gespart, indem man sich in die Realität hinauswagte. Ein Großteil des Films wurde tatsächlich in Santa Rosa gedreht, das in den 1940er Jahren noch eine Kleinstadt mit rund 15.000 Einwohnern war; inzwischen leben dort über 150.000 Menschen. Viele Statisten waren daher auch keine Hollywood-Statisten, sondern Bewohner von Santa Rosa. So war die zehnjährige Edna May Wonacott, die als altkluge Schwester eine größere Nebenrolle bekam, niemals zuvor mit der Schauspielerei in Berührung gekommen. Die Tochter eines örtlichen Lebensmittelhändlers wurde von Hitchcock zufällig entdeckt, als sie auf den Schulbus wartete.
Mit Thornton Wilder konnte Hitchcock für das Drehbuch einen äußerst prominenten Schriftsteller gewinnen. Das war ungewöhnlich, weil bekannte Schriftsteller oder Theaterautoren damals die Arbeit an Drehbüchern beim Film eher geringschätzten. Wilder hatte 1938 das Erfolgsstück Unsere kleine Stadt veröffentlicht, welches auch Hitchcock sehr schätzte. Für Im Schatten des Zweifels wollte er eine ähnliche Kleinstadt-Atmosphäre herstellen. Thornton Wilder hatte zunächst hauptsächlich wegen des Geldes angenommen, nach einem Treffen mit Hitchcock war er aber von der Zusammenarbeit auch künstlerisch überzeugt. Wilder suchte sogar einige der Schauplätze in Santa Rosa aus, ehe er wegen des Zweiten Weltkriegs als Reporter zur Armee nach Florida berufen wurde.
In den Gesprächen mit François Truffaut bezeichnete Hitchcock Im Schatten des Zweifels als den Lieblingsfilm unter all seinen Werken: „Weil es eine dieser raren Gelegenheiten war, wo man die Charakterstudie mit Spannung verbinden konnte. Normalerweise ist in einer spannungsreichen Geschichte keine Zeit für Charakterentwicklung.“ Dabei gilt der Film auch als eines seiner persönlichsten Werke. Es gibt zahlreiche Parallelen zu Hitchcocks Leben: etwa der Name der Mutter, biografische Erlebnisse, die er in Dialoge einflocht, oder, laut Donald Spoto in seiner umfangreichen Hitchcock-Biografie, die Tatsache, dass man in den beiden Hauptfiguren (den beiden Charlies) die beiden Seiten der Persönlichkeit Hitchcocks wiederfindet.
„Interessante, gut gespielte Kriminalstudie, der es nicht so sehr um die Jagd auf einen Gangster geht, sondern um die Konfrontation einer kleinstädtischen Bürgerfamilie mit dem Verbrechen. Ein Film ohne kriminalistische Spannung, der dem Zuschauer die Rolle des ironisch-distanzierten Beobachters zuweist.“ Lexikon des internationalen Films