Mit Michael Stuhlbarg, Richard Kind, Fred Melamed, Sari Lennick, Aaron Wolff, Jessica McManus, Alan Mandell, George Wyner, Adam Arkin, Amy Landecker, Peter Breitmayer, Brent Braunschweig, David Kang, Steve Park, Katherine Borowitz
A Serious Man (deutsche Bedeutung etwa ein ernsthafter Mann oder ein Mann, der es ernst meint) ist ein US-amerikanischer Spielfilm aus dem Jahr 2009. Regie führten Ethan und Joel Coen, die auch das Drehbuch schrieben, den Film produzierten sowie unter ihrem gemeinsamen Pseudonym Roderick Jaynes den Schnitt übernahmen. Angesiedelt ist die schwarze Komödie im Jahre 1967 in Minneapolis und Umgebung. Die Hauptfigur und die meisten anderen Figuren gehören der jüdischen Gemeinde an. Es ist das bis dahin persönlichste Werk der Coen-Brüder. Sie erklärten, dass sie bei der Schilderung des Milieus aus Erinnerungen an ihre eigene Jugend in Minnesota geschöpft hätten, jedoch keine der Figuren autobiografisch sei. Der Film besteht aus „Merkwürdigkeiten und Kuriositäten“ und „schrulligen Figuren und kuriosen Anekdoten“. Viele Kritiker zogen Vergleiche der Hauptfigur mit der alttestamentlichen Gestalt des Hiob, den der Teufel mit Gottes Erlaubnis durch schwere Schicksalsschläge prüft.
Der freie Physikprofessor Larry Gopnik führt ein beschauliches Leben in der Kleinstadt St. Louis Park im Großraum Minneapolis und bewohnt mit seiner Familie, die Teil der jüdischen Gemeinde ist, ein Haus mit Garten in einer Vorortsiedlung. Seine kaum erwachsene Tochter Sarah ist nur mit sich selbst beschäftigt, sein halbwüchsiger Sohn Danny nimmt das Leben nicht besonders ernst und ist wegen Drogenkonsums bei Mitschülern verschuldet. Dannys größte Sorge zu Hause ist ein ungestörter TV-Empfang, für den sein Vater zu sorgen hat. Im Haus hat sich außerdem noch Larrys schizophrener Bruder Arthur eingenistet, der allen auf die Nerven geht und an einem „Mentaculus“ arbeitet, einem Notizbuch voller Formeln, Zeichnungen und Spekulationen, das er die „universale Landkarte der Wahrscheinlichkeit“ nennt.
Die deutschen Kritiker beurteilten den Film positiv, deuteten ihn aber jeweils unterschiedlich. Sie stellten eine „enorme, düstere Komik“ fest, der Film sei „von hinreißender Komik […] von einem warmherzigen sardonischen Witz“. Die Bedeutung der Anekdoten und Bezüge sei aber nicht immer verständlich. Hauptdarsteller Michael Stuhlbarg sei „wundervoll“ beziehungsweise „wundervoll trauerkloßig“. Kameramann Deakins schaffe „einige in ihrer exakten Komposition und klaren Schönheit hyperreal wirkende Bilder“. Diese seien „hart, noch das Helle hat zuweilen etwas unauslotbar Düsteres und Gefrorenes, und manche Einstellungen erinnern an die klinisch kalten Kinogemälde eines David Lynch.“
Kai Mihm von epd Film sah im Film eine „Reflexion über die vermeintlichen Widersprüche und die gegenseitige Durchdringung von religiösem »Glauben« und rationalem »Wissen«.“ Die Coen-Brüder verstünden beides „als Teil eines kosmischen Ganzen. Larrys überdimensionale, von kryptisch anmutenden Formeln übersäte Tafel findet eine Entsprechung in der Tafel der Talmudschule seines Sohnes, beschrieben mit kaum minder kryptischen hebräischen Schriftzügen.“ Die Geschichte changiere „zwischen feixender Ironie und existenzialistischer Sinnsuche“, stehe zwischen „ironisch-blasphemischem Spiel und spiritueller Ernsthaftigkeit.“
Mehrere Kritiker begriffen den Regisseur als Gott seiner Filmfigur, so auch Tobias Kniebe in der Süddeutschen Zeitung: „Neben der unbestreitbar vorhandenen Allmacht, die sie inzwischen über ihre Filme haben, neben einer mühelosen Beherrschung des Schöpfungshandwerks, die man ohne Übertreibung göttlich nennen könnte, gefällt ihnen vor allem die Tatsache, dass Gott […] seinem Publikum keine Rechenschaft schuldig ist.“ Dennoch liebten sie ihre Schöpfung und jede Nuance sei ihnen wichtig. Die „nichtsnutzigen Rabbiner“ im Film seien für den ratsuchenden Larry „ungefähr so hilfreich wie Filmkritiker.“ Der gegenteiligen Ansicht war Holger Römers vom film-dienst. Die Coens schauten distanziert und „von oben herab“ auf ihre Figuren; „in der eleganten, wenngleich nie extravaganten Inszenierung ist von einer vermeintlichen Zuneigung für die Figuren wenig zu spüren.“
Der Spiegel-Kritiker Andreas Borcholte entdeckte eine „Geschichte über die ständige, wiewohl vergebliche Suche des Menschen nach dem Sinn des Lebens und der eigenen Existenz“. Die Coen-Brüder seien „selten mitleidsloser“ gewesen und verwehrten ihrem Protagonisten die Normalität, nach der er sich sehnt. „Der zornige, alttestamentliche Gott erscheint da noch barmherziger als diese mit kalter Präzision agierenden Regisseure.“ Für Borcholte ist das Werk der „erwachsenste und abgründigste aller Coen-Filme […] So ist es am Ende vielleicht das passive Verharren und seine letztlich nicht von ausgeprägter Eigenverantwortung zeugende Suche nach spiritueller Erlösung, wofür der doch eigentlich so rationale Physiker Gopnik von seinen Schöpfern abgestraft wird: Was dir im Leben am wenigsten hilft, so seine Lektion, ist Gott.“
Als den „dunkelsten und abgründigsten Film“ der Brüder stufte auch der Zeit-Rezensent Thomas Assheuer das Werk ein. Larry unterscheide sich von der biblischen Figur: „Der Hiob des Alten Testaments ringt noch mit seinem Gott und verlangt Gerechtigkeit; Larry resigniert, noch ehe er aufbegehrt. Er ist eben ein moderner Hiob, und er weiß: Die Welt ist das, was der Fall ist. Für Gerechtigkeit ist darin kein Platz.“ Ein unsichtbarer Schleier trenne die Figuren voneinander, es herrsche „Unschärfe, Unbestimmtheit, soziale Trance“. Doch die Coens setzten die Komik der „allgegenwärtigen ironischen Kultur“, die alles Ernsthafte auflöse, entgegen. Diese gütige Komik sei „Pathosvermeidung, sie federt zurück, sie spielt mit dem Ernst, ohne ihn zu leugnen.“ Anders als der Katholik Martin Scorsese in seinen Filmen verklärten die Coens das Leiden der Hiob-Figur nicht. Nicht um Glaubenssätze ginge es ihnen, sondern um reale Geschichte des 20. Jahrhunderts. Man müsse hinschauen: „Das Neu-Sehen der Welt, so könnte die Pointe der Coens lauten, ist das Wesen des Kinos, das sich damit selbst zum Medium der Rettung erklärt.“
2016 belegte A Serious Man bei einer Umfrage der BBC zu den 100 bedeutendsten Filmen des 21. Jahrhunderts den 82. Platz.