Minority Report (Special Edition), USA (DVD), 2002
Regie: Steven Spielberg
Mit Tom Cruise, Colin Farrell, Samantha Morton, Max von Sydow, Steve Harris, Kathryn Morris, Jessica Capshaw, Neal McDonough, Richard Coca, Patrick Kilpatrick, Frank Grillo, Daniel London, Tim Blake Nelson, Arye Gross, Joel Gretsch, Jessica Harper, Paul Thomas Anderson, Cameron Crowe, Cameron Diaz
Minority Report ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Thriller des Regisseurs Steven Spielberg mit Tom Cruise in der Hauptrolle aus dem Jahr 2002. Das Drehbuch basiert auf der Grundidee der gleichnamigen Kurzgeschichte des amerikanischen Autors Philip K. Dick aus dem Jahr 1956.
Washington, D.C., im Jahre 2054: John Anderton arbeitet in leitender Position für die Abteilung Precrime der Washingtoner Polizei, die mittels Präkognition Morde verhindern soll. Ermöglicht wird dies durch die drei sogenannten Precogs Agatha, Arthur und Dashiell, die über hellseherische Fähigkeiten verfügen. Sie werden mit Medikamenten in einem Zustand zwischen Traum und Wachen gehalten, der für diese Fähigkeiten besonders günstig ist. In ihren Visionen sehen sie die Morde der Zukunft voraus. Die Namen von Täter und Opfer werden in Holzkugeln graviert. Auch der Zeitpunkt der zukünftigen Morde ist bekannt. Weiterhin kann die Polizei die Bilder ihrer Visionen heranziehen, um die (zukünftigen) Täter zu ermitteln. Diese werden verhaftet und ohne Prozess in „Verwahrung“ gebracht, einen künstlich herbeigeführten Zustand ständiger Bewusstlosigkeit. Precrime ist äußerst erfolgreich – es hat seit sechs Jahren keinen Mord mehr in Washington gegeben. Gründer von Precrime ist Lamar Burgess, der bestrebt ist, das System mit Hilfe des Justizministers im ganzen Land einzuführen. John Anderton ist ein sehr fähiger Polizist, doch seit dem Verlust seines Sohnes sechs Jahre zuvor und der daraus resultierenden Trennung von seiner Frau ist er depressiv und nimmt regelmäßig Drogen. Das Auftauchen von Danny Witwer, Beauftragter des Justizministeriums, empfindet er ebenso wie Burgess als Bedrohung. Witwer hat den Auftrag, im Vorfeld der bevorstehenden Volksabstimmung über eine landesweite Einführung mögliche Fehler im System von Precrime ausfindig zu machen. Nachdem Anderton mit Witwer entgegen den Regeln den „Tempel“, den Raum, in dem sich die drei Precogs aufhalten, aufgesucht hat, wird er überraschend von Agatha festgehalten. Sie weist ihn eindringlich auf Bilder ihrer Erinnerung hin, die an der Decke des Raumes auf einem Bildschirm angezeigt werden. Es sind die Bilder einer Frau, die ertränkt wird. „Kannst du es sehen?“, fragt sie ihn. Anderton beschäftigt sich hierauf mit dem Fall und findet beim Gefängniswärter heraus, dass das Opfer Anne Lively hieß, allerdings auch, dass eine Aufnahme der Vision von Agatha im Archiv fehlt. Der damals verhaftete und jetzt verwahrte Täter hatte sich fremde Augen einsetzen lassen, wodurch seine wahre Identität, die in der Regel über Iriserkennung ermittelt wird, unbekannt ist.
Bei der Vorbereitung des Films engagierte Steven Spielberg eine Gruppe von Zukunftsforschern, die eine Reihe von Zukunftsszenarien für das Jahr 2054 ausarbeiteten (unter anderem Douglas Coupland und Dale Herigstad). Die im Film dargestellten Requisiten können daher als Trendprognosen für die zukünftigen Entwicklungen in der Informationstechnik, dem Automobilbau, der Stadtplanung oder der Robotik interpretiert werden. Als Anspielung auf nicht vollendete Werke erklingt als Filmmusik die Symphonie Nr. 8, h-Moll von Franz Schubert, bekannt als „Unvollendete“. Sie ist z. B. in den Szenen zu hören, in denen Anderton die mittels Gestik, Hand- und Armbewegungen bedienbare Visualisierungsschnittstelle der Precog-Visionen verwendet. Drehbuchautor Scott Frank benannte die drei Precogs, Agatha, Arthur und Dashiell, nach berühmten Krimiautoren: Agatha Christie, Arthur Conan Doyle und Dashiell Hammett.
Auf den Filmdienst-Rezensenten Franz Everschor wirkt Minority Report wie eine „Mischung aus Zukunftsfantasie, Thriller und philosophischer Reflexion“. Er schreibt weiter: „Der Film ist vieles in einem und keines ganz: deterministische Gesellschaftsvision, individuelles Schuld-und-Sühne-Drama und effektvolle Fluchtgeschichte.“ Die Inszenierung der Flucht präzisiert er folgendermaßen: „Spielbergs Fantasie beim Entwurf der Fluchtsituationen und der Zukunftswelt, in der sie angesiedelt sind, steht kaum hinter Blade Runner zurück, von dem einige Szenen unübersehbar inspiriert wurden. Dabei sind es weniger die effektbetonten Verfolgungsjagden, die Neugier und Spannung anheizen, als eine ganze Reihe atmosphärisch bezwingender, eher kammerspielartiger Szenen, deren Vorbilder geradewegs aus dem Repertoire des ‚film noir‘ stammen.“ Im ersten Moment sei der Film „ein clever konstruierter futuristischer Thriller“ im Stile des unschuldig zur Fahndung ausgeschriebenen Dr. Kimble, doch sei er „in ein philosophisches und gesellschaftskritisches Umfeld“ eingebettet. Dieses Konzept sei „[t]echnisch brillant und fesselnd […] wenn auch sicher nicht für jeden Zuschauer überzeugend“.
Laut epd Film-Redakteur Kai Mihm ist Minority Report „zumindest der Form nach […] eine Mischung aus Abenteuerspektakel und Pulp-Noir-Geschichte“, angereichert mit ethischen Fragestellungen, aktuellen Bezügen und Filmklassikerzitaten. Er verglich den Spielberg-Film mit seinem Vorgänger: „Sein neues Science-Fiction-Drama mag emotional nicht so aufwühlend und in seiner Vision nicht so epochal sein wie A.I.. Doch so wie A.I. Märchenmotive zu einem großen Filmpoem verdichtete, verwandelt Minority Report einen Action-Blockbuster in visuell und intellektuell gleichermaßen herausfordernde Kinokunst.“
Der Rezensent der Frankfurter Rundschau, Daniel Kothenschulte, war „[…] mit diesem überkomplexen, glasklar komponierten und dabei so düster anzusehenden Gebilde namens Minority Report, dem reichsten und vollkommensten Film seiner [Spielbergs] Karriere“ sehr zufrieden. Der „moderne Film noir“ biete eine „Überfülle an bildlicher Information“, somit avanciere Spielberg zum „genialsten Bildererzähler seit Griffith“.
Der Film gewann 2003 den Saturn Award in vier Kategorien: Beste Regie (Steven Spielberg), Bester Science-Fiction-Film, Beste weibliche Nebenrolle (Samantha Morton) und Bestes Drehbuch (Scott Frank und Jon Cohen). Er erhielt außerdem sieben Nominierungen für den Saturn Award, darunter die Nominierungen für Tom Cruise und Max von Sydow. Er gewann den Curt-Siodmak-Preis 2003 als Bester Science-Fiction-Film.