Mulholland Drive - Straße der Finsternis (Home Edition + Limited Collector's Edition), USA/ Frankreich (DVD) + (Blu-ray) + (Ultra HD Blu-ray), 2001
Regie: David Lynch
Mit Naomi Watts, Laura Harring, Justin Theroux, Ann Miller, Mark Pellegrino, Robert Forster, Brent Briscoe, Dan Hedaya, Angelo Badalamenti, Michael J. Anderson, Monty Montgomery
Mulholland Drive – Straße der Finsternis (Originaltitel: Mulholland Drive, auch: Mulholland Dr.) ist ein Thriller mit Drama- und Mystery-Elementen von David Lynch aus dem Jahr 2001. Der Film spielt in Los Angeles und erzählt eine mysteriöse Geschichte von Liebe, Eifersucht und Mord. Lynch bricht dabei bewusst mit gewohnten Erzählstrukturen durch das Mittel des unzuverlässigen Erzählens. Wegen eines Handlungswechsels, in dem Figuren, Stimmungen, Schauplätze und zuvor aufgebaute Leitmotive plötzlich ihre Bedeutung ändern, schafft der Film Raum für mannigfaltige Interpretationen. Der Titel des Films ist auch eine Anspielung auf Billy Wilders Klassiker Boulevard der Dämmerung, der als ein Lieblingsfilm von Lynch gilt. Im Abspann widmet Lynch den Film der Schauspielerin Jennifer Syme, die Anfang April 2001 im Alter von 28 Jahren bei einem Autounfall starb.
Ausgehend von den sich ändernden Identitäten der meisten Figuren lässt sich der Film in zwei Teile gliedern, von denen der erste Teil mehr als vier Fünftel umfasst und zwar mehrsträngig, aber chronologisch, erzählt wird. Die zwei weiblichen Hauptfiguren – beide um die 30 Jahre alt, die eine dunkelhaarig, die andere blond – kommen durch eine außergewöhnliche Verkettung von Zufällen zusammen. Eine junge brünette Frau entgeht einem Mordanschlag nur dadurch, dass sie als Einzige einen Autounfall auf dem Mulholland Drive überlebt. Äußerlich nur leicht verletzt, aber desorientiert, schlüpft sie am Morgen danach in einer Wohnung unter, die eine ältere Frau gerade verlässt, offenbar für längere Zeit. Am selben Tag quartiert sich deren Nichte Betty Elms dort ein, die mit der Hoffnung auf eine Schauspielkarriere nach Hollywood gekommen ist. Sie ist überrascht von der Anwesenheit der Fremden, die sich Rita nennt, hegt aber keinen Argwohn. Später gesteht „Rita“ Betty, dass sie nicht weiß, wer sie wirklich ist.
Wie bei vielen Filmen von David Lynch gibt es in Mulholland Drive keine klare, „im streng rationalen Sinne“ lineare Handlung. Lynch gab zwar für Mulholland Drive eine Hilfestellung bei der „Entschlüsselung“ des mysteriösen Ablaufs, er beschränkte sich dabei aber auf zehn eher kryptische Hinweise[.] Eine oft vertretene Interpretation ist, dass der Film in verschiedenen Schichten und Handlungssträngen die Tagträume einer erfolglosen Schauspielaspirantin aus der Provinz wiedergibt, wobei die Straße „Mulholland Drive“, welche von den Bergen in langen Serpentinen in die tieferliegende Metropole Los Angeles führt, als Metapher für das immer tiefere Eindringen in die Psyche Hollywoods steht. Nach und nach, bis zu dem dramatischen Ende, schafft Lynch so eine – seine – Desillusionierung der Traumfabrik.
Die ersten zwei Drittel des Films wurden ursprünglich Anfang 1999 als Pilotfilm für das US-amerikanische Fernseh-Netzwerk American Broadcasting Company (ABC) gedreht. ABC erhoffte, dass der Film ähnlich erfolgreich sein würde wie Lynchs Krimiserie Twin Peaks aus dem Jahr 1990. Als die zweistündige Rohfassung fertig gedreht war, verlangte ABC jedoch, dass etliche Szenen geschnitten oder entfernt werden müssten, weil ihnen der Film zu lang erschien. Lynch willigte trotz anfänglichen Widerstands ein. Als der Film fertig war, wurde er dennoch abgelehnt. Lynch wollte das Projekt jedoch nicht aufgeben und suchte nach einem Investor. Schließlich kaufte das französische Netzwerk Canal Plus den Amerikanern die Rechte für Mulholland Drive ab. Für die Umsetzung der zusätzlichen Dreharbeiten wurden mehr als 7 Millionen Dollar investiert. Mit diesem Geld wurden im Oktober 2000 neue Szenen gedreht und ein neues Ende erstellt. Im Mai 2001 wurde Mulholland Drive als Spielfilm im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes uraufgeführt. Er erhielt ausgesprochen gute Kritiken, und Lynch gewann bei den Festspielen den Preis für die beste Regie. Obwohl noch viele weitere Auszeichnungen folgen sollten, blieb dem Film der kommerzielle Erfolg verwehrt.
Mulholland Drive wurde von der Kritik gefeiert. Roger Ebert vergab 4 von 4 möglichen Sternen und verglich den Film mit einem Traum. Er erkläre nichts, er vollende seine Szenen nicht, er halte sich an dem auf, was er „faszinierend“ finde, und lasse „aussichtslose“ Handlungsstränge fallen. Der Film funktioniere, weil Lynch „völlig kompromisslos“ vorgehe. Er verwende „frustrierende“ Elemente aus seinen früheren Filmen, anstatt sich von ihnen zu distanzieren. Watts und Harring gehen das Risiko ein, Archetypen Hollywoods zu verkörpern, was sie sich auch erlauben können, da sie Archetypen seien. Mulholland Drive fühle sich niemals unvollständig an, da die Auflösung nicht das Ziel sei. Stattdessen sei es ein Film, dem man sich hingeben müsse.
„Ein hypnotisch-albtraumhaftes Traum- und Vexierspiel, das sich der linearen Nacherzählung verweigert, weil Personen ihre Identität wechseln und viele Handlungsstränge so ineinander geschlungen sind, dass sie wie ein Endlosband funktionieren. Handwerklich perfekt, ideenreich und inszenatorisch bestechend, zerpflückt der Film lustvoll die Medienmythen der Gegenwart und lässt sie in Gestalt eines Horrorthrillers im kalten Entsetzen kumulieren, ohne dass David Lynch damit seinem bekannten Oeuvre etwas erkennbar Neues hinzufügen würde.“ Lexikon des internationalen Films
Insgesamt gewann [Mulholland Drive] 33 internationale Filmpreise und war für weitere 29 Preise sowie einen Oscar nominiert. Laut einer Umfrage der BBC von 2016, bei der weltweit 177 Filmkritiker befragt wurden, handelt es sich um den bis dahin besten Film des 21. Jahrhunderts. Im Jahr zuvor hatte Mulholland Drive in der BBC-Wahl der 100 bedeutendsten amerikanischen Filme Platz 21 belegt.