Mit Nina Hoss, Devid Striesow, Hinnerk Schönemann, Burghart Klaußner, Barbara Auer, Christian Redl
Yella ist ein deutscher Spielfilm von Christian Petzold aus dem Jahr 2007. Er handelt davon, wie einer aus der ostdeutschen Provinz stammenden jungen Frau, die unerwartet in der Welt der Risikokapital-Verhandlungen Fuß fasst, der erhoffte Neuanfang zu gelingen scheint. Nach Die innere Sicherheit und Gespenster ist Yella der letzte Teil von Petzolds Gespenster-Trilogie.
Yellas Weggang aus dem brandenburgischen Wittenberge ist Aufbruch und Flucht zugleich. Einerseits lockt ein Jobangebot in Hannover, noch dazu in ihrem Metier als Buchhalterin. Andererseits will sie sich von ihrem Mann Ben lösen, gegen dessen hartnäckigen, an Stalking grenzenden Widerstand. Am Morgen ihrer Abreise kommt er dem bestellten Taxi zuvor und bittet, sie wenigstens noch zum Bahnhof fahren zu dürfen. Yella willigt ein, blockt aber sein neuerliches Werben ebenso ab wie seinen Vorwurf, dass sie ihn auf der Konkursmasse ihrer gemeinsamen Existenz (Haus und Firma) sitzenlässt. Bei der Fahrt über eine Brücke verreißt Ben das Steuer, sodass der Wagen in den Fluss stürzt.
Die Idee für Yella, so Petzold, sei 2001 während der Arbeit an Toter Mann entstanden, als er eine Szene auf einer Elbbrücke drehte. Ihm sei der Gedanke gekommen, dass man die Geschichte von Toter Mann „auch anders herum erzählen könnte, nicht von West nach Ost, sondern umgekehrt. Dass man die Ruinen der Industriegesellschaft verlässt, um im Westen, im modernen Kapitalismus, Anschluss zu finden.“ Über den modernen Kapitalismus – und insbesondere darüber, dass es an „neuen Bildern und neuen Erzählungen“ von ihm fehle – habe er seinerzeit mit Nina Hoss, mit der er in Toter Mann erstmals zusammenarbeitete, gesprochen. Und an den Ort ihres Gesprächs seien sie dann 5 Jahre später zurückgekehrt, wo der Film Yella auch beginnt.
Als „der führende deutsche Regisseur von Geisterfilmen“ wird Petzold in einer der Filmkritiken von Yella bezeichnet, und in einer anderen als „der subtilste Horrorfilmer der Berliner Republik“. Im scheinbaren Gegensatz dazu heißt es über ihn aber auch, ihm gehe es um eine „scharfe Beobachtung der Gegenwart“ und darum, „das Besondere der Wirklichkeit“ zu erfassen. In einem vergleichenden Essay über die (ursprünglich nicht als Triptychon geplante) Gespenster-Trilogie, zu der neben YellaDie innere Sicherheit und Gespenster gehören, fasst Jens Hinrichsen beides in die Aussage, Petzolds „Gespenster“ seien „paradoxe Figuren: irgendwie nicht von dieser Welt und doch Archetypen unserer Zeit“.
Horst Peter Koll vom film-dienst wies darauf hin, der erste Anschein einer spröden, spannungsarmen Handlung täusche, denn jenseits dieser sichtbaren Handlung, hinter der Oberfläche lägen Geheimnis und Zauber des Werks in einem filmischen Erzählen mit Bildern und Tönen. Der Zuschauer solle horchen „nach etwas außerhalb der offensichtlichen Wahrnehmung, etwas, das an einem zerrt, ruft, verlockt und zugleich warnt.“ Im lyrischen, durchdacht komponierten Film beherrsche Petzold virtuos seine Mittel. Er beobachte die Wirklichkeit präzise und nutze sie als Ausgangspunkt für „gedankliche Reisen in die Möglichkeitsform“. In epd Film schrieb Martina Knoben, dass der Film von Anfang an aufregend sei. „Die Meisterschaft, mit der Petzold seine Geschichten in Bildern erzählt, ist immer wieder atemberaubend.“ Michael Althen von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung empfahl ein zweites Anschauen des Films, weil dann „all die Irritationen plötzlich keine Fragen mehr stellen, sondern Antworten geben, wenn die gespenstische Schönheit des Films ihr wahres Gesicht offenbart.“ Es gehe Petzold nicht um Kapitalismuskritik, er suche nicht Klischees und die Bebilderung von Vorurteilen, sondern habe ein echtes Interesse an der Branche und betrachte Deutschland und die Gegenwart mit offenen Augen. „Es ist, als würde in ‚Yella‘ etwas scharfgestellt, das sonst immer verschwommen bleibt.“ Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung, stellte fest: „Alles irreal, aber völlig wirklichkeitsgetreu“. Die Verunsicherung des Zuschauers darüber, auf welcher Ebene einer klar gezeichneten Wirklichkeit man sich gerade bewege, sei für Petzold typisch und auch in Yella eine „unglaublich spannende, lustvolle Erfahrung“.
2007: Preis für die beste Darstellerin (Silberner Bär) der Internationalen Filmfestspiele Berlin an Nina Hoss 2007: Preis der deutschen Filmkritik in der Kategorie Bester Spielfilm 2007: Preis der deutschen Filmkritik in der Kategorie Beste Kamera an Hans Fromm 2008: Deutscher Filmpreis in der Kategorie Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle an Nina Hoss