Mit Anthony Perkins, Janet Leigh, Vera Miles, John Gavin, Martin Balsam, John McIntire, Simon Oakland, Frank Albertson, Patricia Hitchcock
Psycho ist ein US-amerikanischer Thriller mit Horror-Elementen von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1960. Der für vier Oscars nominierte Film gilt als eines seiner zentralen Werke und ist ein Klassiker des US-amerikanischen Kinos. Das American Film Institute wählte Psycho 2001 auf den ersten Rang der 100 besten US-amerikanischen Thriller. Es ist der erste Teil der Psycho-Filmreihe, auf den die Fortsetzungen Psycho II (1983), Psycho III (1986) und Psycho IV – The Beginning (1990) folgten.
Marion Crane, eine Sekretärin aus Phoenix, ist es leid, sich mit ihrem Freund Sam Loomis nachmittags heimlich in billigen Absteigen treffen zu müssen. Sie möchte endlich heiraten. Er fühlt sich jedoch finanziell noch nicht genug abgesichert, um ihr ein sicheres Leben zu ermöglichen. Marion wird von ihrem Arbeitgeber George Lowery beauftragt, für den wohlhabenden Kunden Tom Cassidy 40.000 Dollar zur Bank zu bringen. Sie fasst den Entschluss, das Geld zu unterschlagen und sich krank zu melden.
Der Film basiert auf Robert Blochs gleichnamigem Roman aus dem Jahr 1959. Bloch ließ sich für sein Buch von dem realen Fall des Frauenmörders Ed Gein inspirieren, der zwei Jahre zuvor unweit von Blochs damaligem Wohnort in Wisconsin gefasst worden war. Hitchcock erwarb die Rechte an dem Stoff über einen anonymen Agenten für die relativ geringe Summe von 9000 Dollar. Anschließend kaufte er so viele Exemplare des Buches wie möglich auf, um das Ende der Geschichte geheim zu halten.
Psycho ist einer der gewagtesten Hitchcock-Filme. Schon die erste Szene zeigt Marion Crane und ihren Liebhaber Sam Loomis leichtbekleidet in einem Hotelbett. Ein Dialog, der es nicht in die endgültige Fassung schaffte, lautete: „Ich werde das Wochenende im Bett verbringen.“ – „Im Bett? Das ist der einzige Spielplatz, der besser ist als Las Vegas.“ Im Remake aus dem Jahr 1998 ist der Dialog indessen enthalten. Die Duschszene wurde von der Hays-Code-Zensurbehörde mehrmals zurückgewiesen. Einmal behaupteten die Zensoren, eine Brustwarze erkannt zu haben. Hitchcock schickte die Szene unverändert zurück, woraufhin sie nicht weiter beanstandet wurde. In anderen Ländern wurden teilweise größere Änderungen vorgenommen. In Singapur fielen der Mord an Arbogast und die Leiche der Mutter der Schere zum Opfer. Für die britische Version wurde die Szene herausgeschnitten, in der Norman Bates das Blut von seinen Händen wäscht. In Norwegen wurde beinahe die gesamte Duschszene zensiert. In den USA nahmen die Zensoren vor allem an der offenen Toilette Anstoß. Psycho war der erste amerikanische Film, in dem man eine Toilettenspülung zu sehen und zu hören bekam. Die Szene wurde nur deshalb nicht herausgeschnitten, da sie ein wichtiger Bestandteil der Handlung ist (Lila und Sam finden Marions Zettel in der Toilette). Die Verwendung des Wortes Transvestit wurde erst gestattet, nachdem [Drehbuchautor] Joseph Stefano bewiesen hatte, dass es sich dabei um einen medizinisch-psychologischen Fachbegriff handelt.
Hitchcock verfügte, dass nach Beginn einer Vorstellung von Psycho niemand mehr in den Kinosaal gelassen werden dürfe. Ähnlich war bereits Henri-Georges Clouzot bei Die Teuflischen verfahren. Dies war zur damaligen Zeit eine umstrittene und unübliche Maßnahme. Viele Kinobesitzer befürchteten Umsatzeinbußen. Der Regisseur war jedoch der Ansicht, dass die Atmosphäre des Films nicht durch Zuspätkommer zerstört werden sollte. [...] Um sicherzugehen, dass das Publikum den Anfang des Films nicht verpasste, ließen viele Kinos im Foyer eine Art Countdown laufen, der in regelmäßigen Abständen auf den bevorstehenden Start der Vorstellung hinwies. Auf einem Plakat, das Hitchcock, auf seine Armbanduhr deutend, darstellte, stand geschrieben: “It is required that you see ‚Psycho‘ from the very beginning. The manager of this theatre has been instructed at the risk of his life, not to admit to the theatre any persons after the picture starts. Any spurious attempts to enter by side doors, fire escapes or ventilating shafts will be met by force. The entire objective of this extraordinary policy, of course, is to help you enjoy ‚Psycho‘ more.” „Es ist notwendig, dass Sie sich ‚Psycho‘ von Anfang an anschauen. Der Manager dieses Theaters wurde unter Bedrohung seines Lebens angewiesen, nach dem Filmstart niemandem mehr das Betreten des Theaters zu gestatten. Unberechtigte Versuche, durch Seitentüren, Feuerschutztüren oder Lüftungsschächte einzudringen, werden mit Gewalt beantwortet. Der ganze Sinn dieser außergewöhnlichen Richtlinien ist es natürlich, Ihnen zu helfen, mehr Gefallen an ‚Psycho‘ zu finden.“ Alfred Hitchcock
Psycho gilt als eine der besten, aber auch ungewöhnlichsten Arbeiten Hitchcocks und einer der ersten Psychothriller. Zahlreiche Experten bescheinigen dem Werk eine wegweisende Stellung in der Filmgeschichte. Es war mit dafür verantwortlich, dass die Zensurvorschriften gelockert und das Filmgeschäft schrittweise enttabuisiert wurde. Der Film wird auch als ein wichtiger Vorgänger des Slasher-Film-Genres gehandelt und beeinflusste zahlreiche Regisseure aus dem Horrorfilm-Bereich. 1961 produzierten die Hammer Studios eine Reihe von B-Movies, die sich an Psycho orientierten. 1963 drehte Herschell Gordon Lewis den Gore-Klassiker Blood Feast, der ohne Hitchcocks Pionierarbeit undenkbar gewesen wäre.
Wie in allen Filmen Hitchcocks lassen sich auch in Psycho zahlreiche symbolische Anspielungen entdecken. So ist zum Beispiel auf dem Bild, das Norman Bates von der Wand nimmt, um Marion Crane zu beobachten, eine versuchte Vergewaltigung dargestellt, vermutlich die biblische Szene von Susanna im Bade. Zu den zentralen Motiven zählen Schatten (Bedrohung), Spiegel (gespaltene Persönlichkeit, Selbsterkenntnis) und Farben. In der ersten Szene sind Marions Büstenhalter und ihre Handtasche weiß, wodurch sich ihre Reinheit, Unschuld und „Engelhaftigkeit“ (Hitchcock) ausdrücken. Nachdem sie das Geld ihres Chefs gestohlen hat, sind der Büstenhalter und die Tasche schwarz. Spaltungen und Brüche spielen eine zentrale Rolle, angefangen beim zerschnittenen Vorspann, die staccatohafte Musik über Norman Bates’ gespaltene Persönlichkeit bis hin zur Bildgestaltung, die sich aus horizontalen und vertikalen Linien zusammensetzt. Auch der Zuschauer selbst ist innerlich zerrissen, da er sowohl für Marion Crane als auch für Norman Bates gewisse Sympathien empfindet. Alle Beteiligten des Films scheinen etwas zu verstecken, zu verbergen oder zu verheimlichen: Beziehungen (Marion und Sam), Schmerztabletten (Marions Arbeitskollegin), Whiskey (Marions Chef), Geld (Marion) oder die Mutter (Norman Bates).
Psycho war 1961 für vier Oscars nominiert (Alfred Hitchcock für die Beste Regie, John L. Russell für die Beste Schwarzweiß-Kamera, Janet Leigh als Beste Nebendarstellerin, Joseph Hurley, Robert Clatworthy und George Milo für das Beste Szenenbild), gewann aber in keiner Kategorie. 1992 wurde er für kulturell bedeutsam und besonders erhaltenswert befunden und in das National Film Registry aufgenommen. Er ist auf folgenden Listen des American Film Institute vertreten: Die besten amerikanischen Filme aller Zeiten (Platz 14) Die 100 besten amerikanischen Thriller (Platz 1) Die 50 größten Schurken des amerikanischen Films (Norman Bates, Platz 2) Die beste Filmmusik Amerikas aus 100 Jahren (Platz 4) Die 100 besten Filmzitate aus US-Filmen aller Zeiten (Norman Bates: „Der beste Freund eines Mannes ist seine Mutter.“, Platz 56) Außerdem wurde Psycho im Jahr 2007 von den Usern der Plattform The Internet Movie Database zum besten Horrorfilm aller Zeiten gewählt.