ImproNight III IMPROVISE
21. Mai 2005, 20h
Crystal Vermin (1999)
Thema dieses Stückes ist die unterirdische Transformation toter organischer Materie in kristalline Strukturen. Anfang, Mitte und Schluss des Stückes übersetzen das Gewimmel von Würmern und in der Erde lebendem Ungeziefer, die Materie in ihre Bausteine zerlegen, in Klang. Dazwischen wird in offenerem musikalischem Idiom der Glanz von Kristallen, die im unterirdischen Hochdruck entstehen, portraitiert.
Florian Magnus Maier ging es darum, ein Solostück zu schreiben, das wie ein Ensemblestück klingt. Das Register der Gitarre wurde durch Anwendung einer anderen Stimmung so verändert, dass der Tonumfang auf mehr als fünf chromatische Oktaven erweitert und die Klangfarbe der klassischen Gitarre verändert wurde. In Maiers Komposition sind alle Effekte akustisch, der Deutlichkeit aber wird die klassische Gitarre elektronisch verstärkt, der Klang dabei aber nicht elektronisch manipuliert.
Die Kompositionstechniken orientieren sich direkt an den neuen Spieltechniken, die Maier für dieses Stück entwickelt hat. Um die mikrokosmische Komplexität auf der Sologitarre auszudrücken, entwickelte er 6 neue Spieltechniken für dieses Stück, was dazu führte, dass dieses Stück nach seiner Fertigstellung von vielen Gitarristen als unspielbar bezeichnet wurde.
In Diangelo Cicilia fand sich schließlich ein junger Virtuose, der das Gegenteil bewiesen hat. Mittlerweile wurde das Stück weltweit gespielt und erreichte das Finale des Gaudeamus-Kompositionswettbewerbes.
Improvisation hat im Werk Florian Magnus Maiers nur einen begrenzten Stellenwert. Mit Ausnahme von Werken, die er für hervorragende Improvisatoren schreibt, komponiert Maier alles aus. Improvisation findet bei ihm nur, wenn denn verwendet, unter streng kontrollierten Bedingungen statt. Bei Crystal Vermin ist die musikalische Struktur festgelegt.