21.10.2006, 20:00h
Am Samstag, dem 21. Oktober, liest der Leipziger Autor Jürgen Noltensmeier in der BASTION aus seinen Büchern Geburtenstarke Jahrgänge und Tweedhosenastronaut. Im Anschluss an die Lesung startet die neue Partyreihe Diagnose Danger Drill mit DJ Diagnose.
Jürgen Noltensmeier, geboren 1967, studierte Malerei in Hamburg und Glasgow. Er war Mitinitiator verschiedener Literaturshows, wie zum Beispiel der berühmt-berüchtigten Liv-Ullman- Show im Hamburger Molotow und der Dinkie-Donkie-Leseschau im Ilses Erika in Leipzig. Sein erster Roman Geburtenstarke Jahrgänge erschien 2002 bei Kiepenheuer & Witsch, 2005 folgte sein erster Erzählband Tweedhosenastronaut bei Voland & Quist.
In Geburtenstarke Jahrgänge schildert Noltensmeier das Leben einer Gruppe von Nachbarsjungs, die in einer kleinen Siedlung in der ostwestfälischen Provinz aufwachsen. Die Welt scheint in Ordnung: Blätter sammeln für den Biologieunterricht; den Garten als Überflugterritorium für Modellflugzeuge nutzen; eine Liste anlegen mit Leuten, die man unbedingt noch umbringen will; die ältere Schwester fürs Strippen im Gartenhaus bezahlen. Die einzige elektrische Gitarre im Ort wird ständig weiter verkauft, immer im Paket mit den Griffen von »Smoke on the Water«. Vier Jungs erzählen von ihrem Aufwachsen zwischen Feldern und gepflegten Vorgärten, von feindlichen Kühen, nicht partytauglichen Radiorekordern, von der Zahnspange, die einen für Jahre ins soziale Abseits manövriert. Blitzlichtartig werden Szenen und Momente im Leben der Protagonisten beleuchtet, und es entsteht ein Mosaik vom Leben und Treiben in der Siedlung. Ein Buch über Rivalitäten, Träume, Liebe und Ängste. Über Hierarchien, wie sie entstehen und auf welche Weise sie sich fortsetzen. Mit viel Witz, ebenso viel Einfühlungsvermögen und einem scharfen Blick für skurrile Details geht Jürgen Noltensmeier unter anderem der Frage nach: Kann man dem Schicksal seiner Abstammung entkommen?
In Tweedhosenastronaut verwickelt Noltensmeier seine derangierten Helden in absurde Situationen. Liebevoll und zugleich grausam, zeichnet er die Charaktere seiner Protagonisten, amüsiert und irritiert mittels grotesker Wendungen und Sprachwitz.
Ganz nebenbei entlarvt und persifliert er Spießertum, Alltagsroutine und tumbe Selbstgewissheit vieler Zeitgenossen. Immer mit leichter Hand geschrieben, voller Fantasie und intelligenter Anspielungen. Da ist Andy Warhol plötzlich in der muffigen Provinz zu finden, behütete Kinder haben ihre ersten eindrücklichen Raucherfahrungen mit Löschpapier und ein Pfingstausflug gerät zur Reflexion über das eigene, völlig verpfuschte Liebesleben.
Im Anschluss an die Lesung: Diagnose Danger Drill mit DJ Diagnose