Mit Oscar Brose, Charly Hübner, Lina Beckmann, Peter Lohmeyer
Junges Licht ist ein vom deutschen Regisseur Adolf Winkelmann inszenierter Spielfilm aus dem Jahr 2016. Es handelt sich um die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ralf Rothmann über den Zustand des Ruhrgebiets in der Nachkriegszeit aus Sicht des 12-jährigen Arbeitersohns Julian Collien.
Der 12-jährige Arbeitersohn Julian Collien wächst im Dortmunder Bergarbeitermilieu der 1960er Jahre auf. Sein Vater Walter („Waller“) arbeitet unter Tage und sorgt für den Unterhalt der Familie. Mutter Liesel ist Hausfrau und im Umgang mit ihrem Sohn überfordert. Regelmäßig schlägt und demütigt sie ihn. Nach einem Nervenzusammenbruch der Mutter verreist diese mit Tochter Sophie ans Meer. Julian und sein Vater bleiben in der Wohnung zurück. Julian erlebt seine Ferien auf neue Weise. Seine Versuche sich einer Jungenbande anzuschließen scheitern; später rettet er einen Hund, den die Bande mit Benzin übergossen hat und anzünden will. Er gerät in Konflikt mit dem pädophile Züge zeigenden und ihm nachstellenden Vermieter, Konrad Gorny. Die 15-jährige Nachbarstochter Marusha weckt erste sexuelle Begehren bei Julian.
Eine Besonderheit im Film ist der häufige Format- und Farbwechsel: vom Academy Format 4:3 (1:1,33) über Flat (1:1,85) bis Cinemascope (1:2,39) und von Schwarz-Weiß zu Farbe. Winkelmanns Beweggründe für den ständigen Wechsel der Farbe seien, dass viele andere Filme über das Ruhrgebiet stets stark farbentsättigt gezeigt und viele Medien diese Zeit nur in Schwarz-Weiß abbilden würden. „Die wirkliche Welt war aber auch damals farbig“, so Winkelmann. „Das wollte ich zeigen.“ Außerdem experimentiert der Regisseur bewusst mit Bildformaten aus unterschiedlichen Zeiten, da sich einige Bilder besser im 4:3-Format erzählen und komponieren ließen.
Sonja Zekri von der Süddeutschen Zeitung schreibt: „Junges Licht erzählt von einer Kindheit im Ruhrgebiet Anfang der Sechziger. Es ist ein nostalgiefreier Blick zurück in eine Zeit, als es hier keine Welt ohne Schwerindustrie gab und ohne Schwerindustrie keine Welt, nur ist diese Zeit so gründlich vorbei, dass sie selbst im Ruhrgebiet viele Menschen nicht mehr kennen. Ein Heimatfilm also. Eine Erinnerung an eine fast verlorene Identität. Eine Rekonstruktion.“
Christoph Schröder von Zeit Online zieht Vergleiche zur Romanvorlage: „Der Schriftsteller Ralf Rothmann, im Ruhrgebiet aufgewachsen, hat mit Romanen wie Stier, Wäldernacht, Milch und Kohle oder eben Junges Licht das Ruhrgebiet der deutschen Wirtschaftswunderjahre in ein literarisches Gebiet verwandelt. Rothmanns Verfahren ist das des poetischen Realismus. Seine Figuren sprechen wenig; die Dialoge sind aus den Härten des Alltags und den Beschwernissen der körperlichen Mühen herausgemeißelt. Und Adolf Winkelmann tut gut daran, sich Rothmanns Verfahren anzuschließen. Auch er vertraut der Macht der Bilder und der assoziativen Kraft des Schweigens – rund neun Minuten dauert es, bis das erste Wort gesprochen wird. Bis dahin wird unter Tage gehämmert und gekloppt.“
Daniel Kothenschulte von Frankfurter Rundschau meint: „Mit Junges Licht malen Regisseur Adolf Winkelmann und sein Kameramann David Slama noch einmal ein großes Kohlenpott-Gemälde. […] Sie kleiden diese kleinen Schönheiten in eine überraschend wechselnde Ästhetik. Dann öffnet sich die Leinwand zur Breite des früheren Cinemascope, dann wechselt Schwarzweiß zu Farbe. Stilmittel, die beide Filmkünstler früh erprobten und nun lässig durcheinander mischen.“
Für Christian Berndt von Deutschlandradio Kultur ist dem Regisseur Winkelmann „mit diesem lakonischen Zeitbild eine großartige Neuerfindung des Heimatfilms jenseits aller Nostalgie gelungen.“