Regie: Michael Haneke
Mit Ulrich Tukur, Susanne Lothar, Josef Bierbichler, Christian Friedel, Burghart Klaußner, Steffi Kühnert
Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte ist ein Kinofilm des österreichischen Regisseurs Michael Haneke aus dem Jahr 2009. Die Handlung des Schwarzweißfilms ist im Jahr vor Beginn des Ersten Weltkriegs in Norddeutschland angesiedelt und schildert mysteriöse Vorfälle im fiktiven Dorf Eichwald. Der Film verdeutlicht das bedrückende, insbesondere für die Heranwachsenden traumatisierende soziale und zwischenmenschliche Klima der damaligen Zeit, das selbst im engen Familienkreis von Unterdrückung und Verachtung, Misshandlung und Missbrauch sowie Frustration und emotionaler Distanz geprägt ist. Er wirft einen kritischen Blick auf den sittenstrengen Protestantismus.
Die Dorfgemeinschaft von Eichwald, einem fiktiven Dorf in Ostelbien, ist von wirtschaftlicher Unterdrückung und gegenseitiger Demütigung geprägt. Strenge Verhältnisse herrschen nicht nur zwischen der reichen Baronsfamilie und den von ihr abhängigen Bauern, sondern auch zwischen Eltern und ihren Kindern. Der protestantische Pastor erzieht seine Kinder mit Härte, bestraft auch kleine Vergehen mit Prügeln und achtet streng auf tugendhaftes Verhalten. Zur Ermahnung lässt er seine Kinder ein weißes Band als Symbol der Unschuld an der Kleidung tragen.
Zur Handlungszeit ereignen sich im Dorf rätselhafte Grausamkeiten: Ein quer über den Weg gespanntes Drahtseil bringt das Pferd des Arztes zu Fall, der dabei schwer verletzt wird. Eine Arbeiterin kommt bei einem ungeklärten Arbeitsunfall ums Leben. Das älteste Kind des Barons wird entführt und brutal misshandelt. Ein Gebäude des Gutshofes geht eines Nachts in Flammen auf, ein neugeborenes Kind schläft stundenlang unbemerkt im winterkalten Zimmer und erkrankt schwer, und einem wegen geistiger Behinderung wehrlosen kleinen Jungen werden die Augen zerstochen. Zu keiner Tat gibt es verwertbare Zeugenaussagen, und weder die jeweils herbeigerufene Polizei noch die Appelle und Nachforschungen des Barons kommen zu einem Ergebnis.
Hinter der Fassade sittlicher Ordnung offenbaren sich nach und nach private Tragödien.
Der Mailänder Corriere della Sera zählte den Film schon im Vorfeld zu den Favoriten für einen Preis. Die Kritikerin Giuseppina Manin schreibt von einem in „wunderbares Schwarz-Weiß“ getauchten Film mit „außergewöhnlichen, aber wenig bekannten Schauspielern“, dazu eine „Atmosphäre aus düsterem Luthertum wie bei Bergman“. Der Film zeige einen ländlichen Mikrokosmos, wo es „soziale und moralische Regeln von eiserner Unnachgiebigkeit“ gebe, hinter denen jedoch „geheime Grausamkeiten brüten“. Kinder würden dort „nach pädagogischen Prinzipien aufwachsen, die Züchtigungen, Erniedrigungen und sogar ans Bett gefesselte Hände vorsehen, um das Berühren des eigenen Körpers zu verhindern.“
Die schwedische Sydsvenskan beschreibt den Film als „teuflisches Kunstwerk“. Es sei „schwer, einen Film zu finden, der so konsequent und aus einem Guss ist wie dieser.“ Svenska Dagbladet findet den Film „fantastisch gut gespielt, unerhört schön und schwindelnd abscheulich zugleich.“ Haneke gelinge es, „eine komplizierte Geschichte sowohl einfach als auch tiefgründig“ zu erzählen.
Wolfram Bergande sieht in seinem Essay Gewalt|Phantasie die Kinder des Films in gläubigem Gehorsam in den Ersten Weltkrieg ziehen und für ihre Kinder den Weg in den Nationalsozialismus vorgezeichnet.
Quelle: Seite „Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. März 2020, 16:23 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Das_wei%C3%9Fe_Band_%E2%80%93_Eine_deutsche_Kindergeschichte&oldid=198103794 (Abgerufen: 24. Juni 2020, 13:19 UTC)
Lizenzbedingungen Text: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.de
Filmspenden unter 0234 - 9117790 oder kontakt@no-budget-arts.de