Mit James Stewart, Grace Kelly, Wendell Corey, Thelma Ritter, Raymond Burr
Das Fenster zum Hof (Originaltitel: Rear Window) ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1954. Grundlage war die Kurzgeschichte It Had to Be Murder des Krimiautors Cornell Woolrich. Die Kritik nahm den Film positiv, teils überschwänglich auf. Das Fenster zum Hof markiert den Beginn der „Paramount-Ära“, in der Hitchcock einige seiner bedeutendsten Filme inszenierte.
Der Fotojournalist L. B. „Jeff“ Jefferies ist wegen eines Gipsbeins vorübergehend auf einen Rollstuhl angewiesen. Aus Langeweile beobachtet er von seinem Fenster aus das Geschehen im Hinterhof einer Apartmentanlage in Greenwich Village. Das anfängliche Vergnügen über die Marotten seiner Nachbarn weicht allmählich einer obsessiven Neugier. Von seinem Zeitvertreib lässt er sich auch nicht durch die warnenden Ratschläge seiner Pflegerin Stella abhalten. Fürsorglichen Besuch erhält Jeff zudem von seiner Verlobten Lisa Fremont, die als elegante Karrierefrau aus den vornehmen Stadtteilen New Yorks den charakterlichen Gegenpol zum abenteuerlustigen und an das einfache Leben gewöhnten Fotografen bildet. Als Jeff eines Nachts nicht genügend Ruhe findet, bemerkt er im Halbschlaf, dass einer der Anwohner – Thorwald, ein Vertreter für Modeschmuck von gegenüber – die Wohnung mehrmals mitten in der Nacht im strömenden Regen mit seinem Musterkoffer verlässt. Am nächsten Morgen ist dessen bettlägerige Ehefrau verschwunden.
Keiner der Bewohner, „[g]anz gleich, in welchem sozialen Status [sie] sich befinden, ob Single oder Verheiratete, niemand von ihnen scheint erfüllt, scheint glücklich zu sein.“ Für Éric Rohmer und Claude Chabrol manifestiert sich die Einsamkeit nicht nur „in der Ohnmacht des an den Rollstuhl gefesselten Reporters“, sondern auch „in den an Kaninchenställe erinnernden Schachtel-Apartments, die er von seinem Fenster aus sieht“. Über diese Idee der „physischen Einsamkeit“ stülpe sich die der „moralischen Einsamkeit, konzipiert als Bestrafung für die Hypertrophie der Begierde“. Die Autoren ziehen folgende Bilanz: „Kurz, jeder der Charaktere, ob Protagonist oder Nebenfigur, ist eingesperrt, und zwar nicht nur in der Klause seiner Wohnung, sondern in dem verbissenen Einverständnis mit einem Zustand, der, wenn man ihn von außen, ausschnittweise und aus der Ferne betrachtet, nur lächerlich wirken kann.
Michael Sragow resümiert im März 2012: „[Das Fenster zum Hof] ist ein erstaunlicher, visueller und psychologischer Coup. Hitchcocks brillante Satire auf das beengte Stadtleben und seine meisterhafte Beschwörung des städtischen Voyeurismus erzeugen […] Urängste und einen tiefen Einblick.“ Kelly zeige die „charmanteste Leistung“ ihrer Karriere. Roger Ebert vergibt 4 von 4 möglichen Sternen: Das Niveau des Films wäre „so hoch über dem billigen Nervenkitzel der modernen Slasher-Filme“, dass der Film, ursprünglich zur Unterhaltung gedacht, „nun als Kunst offenbart wird“.
Vincent Canby schreibt in der New York Times vom 9. Oktober 1983, dass die „großartigen Auftritte“ von Stewart das „Herz des Films“ wären. „Das Fenster zum Hof verzaubert uns sofort und muss nicht zu Tode analysiert werden, um seinen Platz im Pantheon zu erhalten.“ The-Guardian-Redakteur Killian Fox urteilt, Hitchcock hätte es besser als jeder andere Filmemacher verstanden, unsere voyeuristischen Tendenzen zu erregen. Er glaubt nicht, das Hitchcock es „je geschickter machte oder mit mehr schadenfreudigem Selbstbewusstsein“ als hier.
Joshua Klein nennt Das Fenster zum Hof die „vermutlich […] erfolgreichste Mischung aus Unterhaltung, Spannung und Psychologie in Hitchcocks bemerkenswerter Laufbahn. Eine faszinierende Studie von Obsession und Voyeurismus – mit perfekter Besetzung, perfektem Drehbuch und perfekter Kulisse.“ Für Kim Newman ist der Film „geistreich, spannend, traurig, lustig und klug“ und „würde mehr als fünf Sterne erhalten, wenn Empire es erlauben würde...“ Das Filmmagazin listet es auf Platz 103 der 500 besten Filme aller Zeiten.