Mit Bette Davis, Joan Crawford, Victor Buono, Marjorie Bennett, Maidie Norman
Was geschah wirklich mit Baby Jane? (OT: What Ever Happened to Baby Jane?) ist ein US-amerikanischer Psychothriller von Robert Aldrich mit Bette Davis und Joan Crawford aus dem Jahr 1962.
Im Jahre 1917 ist Jane Hudson unter dem Künstlernamen Baby Jane ein gefeierter Kinderstar, ihre nicht berühmte Schwester Blanche steht dagegen in ihrem Schatten. Jane schafft jedoch nicht den Sprung ins Erwachsenenfach und in dem Umfang, in dem ihre eigene Karriere schwand, steigt Blanche zum gefeierten Filmstar auf. Doch auf dem Zenit ihrer Karriere in den 1930er-Jahren erleidet Blanche einen mysteriösen Autounfall, der sie an den Rollstuhl fesselt. Im Jahre 1962 leben Jane und Blanche zurückgezogen in einer Hollywood-Villa. Jane ist inzwischen zur Alkoholikerin verkommen und leidet zunehmend an Realitätsverlust, woraufhin Blanche beschließt, heimlich das Haus zu verkaufen und Jane in eine Nervenheilanstalt einzuweisen. Jane kommt ihrer Schwester jedoch auf die Schliche und beginnt ein grausames Spiel mit der hilflosen Blanche.
Die aktive Karriere von Joan Crawford schien 1957 beendet, als sich die Schauspielerin nach dem Erfolg von Esther Costello trotz einer Vielzahl von Folgeangeboten freiwillig von der Leinwand zurückzog, um sich künftig um die Belange des Getränkeherstellers Pepsi zu kümmern. Crawford hatte 1955 Alfred Steele, den Aufsichtsratsvorsitzenden des Konzerns, geheiratet und widmete sich mit Verve der Werbung für das Unternehmen. 1959 war Steele völlig überraschend verstorben und hinterließ Crawford nichts außer Schulden in Millionenhöhe. Die Schauspielerin baute im Verlauf der nächsten Monate die meisten Rückstände ab, teilweise auch mittels der Gage für ihren Cameo-Auftritt in Alle meine Träume, in dem sie die Chefredakteurin eines Verlages darstellte. Eine Zeitlang überlegte die Schauspielerin, wieder ins Filmgeschäft einzusteigen, doch am Ende wurde sie in den Aufsichtsrat von Pepsi gewählt und verbrachte die nächsten Jahre mit Reisen um die ganze Welt als Repräsentantin von Pepsi. Im Gegensatz zu Crawford war die Karriere von Bette Davis seit 1950 und ihrem Erfolg mit Alles über Eva nie wieder richtig in Schwung gekommen. Sie erkrankte zudem Mitte des Jahrzehnts schwer und konnte jahrelang nicht arbeiten. Gegen Ende der Dekade fand sie sich dann als Nebendarstellerin in wenig ambitionierten Filmen wieder. Ihre Hoffnung, Ende 1961 durch den Auftritt in dem Stück Die Nacht des Leguans am Broadway wieder an alte Erfolge anknüpfen zu können, zerschlug sich rasch, da die Kritiker ihre Darstellung verrissen. Robert Aldrich hatte 1961 die Rechte an dem makaberen Roman What Ever Happened to Baby Jane? von Henry Farrell erworben. Zunächst überzeugte er Joan Crawford, eine der Hauptrollen zu übernehmen. Die beiden hatten bereits 1956 das romantische Melodrama Herbststürme gedreht. Beide waren sich einig, dass nur Bette Davis für die Rolle der verrückten, in einer Traumwelt lebenden Baby Jane in Betracht kam. Mit viel Mühe gelang es Aldrich, die Finanzierung zu sichern, da kein etabliertes Filmstudio Geld für eine Produktion mit zwei Ex-Stars ausgeben wollte. Jack L. Warner, bei dessen Studio Warner Bros. Crawford und Davis teilweise zeitgleich unter Vertrag waren, nannte die zwei wenig charmant "two old washed-up broads" (dt.: zwei abgetakelte alte Schachteln). Der Film steht in einer Tradition mit Werken wie Boulevard der Dämmerung und Stadt der Illusionen, die bereits einen besorgten Blick hinter die Glitzerfassade von Hollywood geworfen hatten und die emotionalen Probleme und exzessive Ruhmsucht der Stars aufdeckten. Zusätzliche Bedeutung gewinnt der Film durch die Besetzung mit Crawford und Davis, die während ihrer Glanzzeit von der Presse oft als Rivalinnen bezeichnet wurden. Während Bette Davis meist für ihre temperamentvolle Darstellung auch negativer Charaktere bekannt wurde, war Joan Crawford eher berühmt für ihr glanzvolles Image auf der Leinwand und die prachtvolle Garderobe, die zu einem Markenzeichen ihrer Filme avancierte. Entgegen dem, was in der Klatschpresse immer behauptet wurde, kamen die beiden Frauen nach Aussagen aller Beteiligten leidlich miteinander aus.
Das Folgeprojekt Wiegenlied für eine Leiche, das zunächst mit Crawford und Davis in den Dreh ging, musste nach dem krankheitsbedingten Ausscheiden von Joan Crawford gestoppt werden. Am Ende wurde die Rolle von Joan Crawford durch Olivia de Havilland übernommen.
Die Beziehung zwischen Bette Davis und Joan Crawford während der Dreharbeiten zu Was geschah wirklich mit Baby Jane? sind Grundlage für die erste Staffel von Feud, einer Anthologie-Serie von Produzent und Regisseur Ryan Murphy, die ab 17. März 2017 auf dem US-Sender FX Network gesendet wird. Jessica Lange spielt Joan Crawford, während Susan Sarandon als Bette Davis eingesetzt ist. Catherine Zeta-Jones ist als Olivia de Havilland zu sehen.
Der Erfolg von Was geschah wirklich mit Baby Jane? zog eine ganze Reihe von Filmen nach sich, in denen ältere Schauspielerinnen, die den Zenit ihres Ruhms bereits überschritten hatten, allerlei Schrecken und physische Unbill zu erleiden haben.
Während der Film heute meist positive Kritiken erfährt, waren die zeitgenössischen Kritiken eher durchwachsen. Die darstellerischen Leistungen der beiden Hauptdarstellerinnen wurden meist gelobt, jedoch fanden viele Rezensenten das Drehbuch unlogisch und die Geschichte wenig ansprechend.
Das Lexikon des internationalen Films schrieb mit dem Abstand einiger Jahrzehnte: „Ein greller Psychothriller, von Hollywoodroutinier Robert Aldrich effektvoll inszeniert. Der bedrückende Film bietet Paraderollen für die beiden gealterten Diven Bette Davis und Joan Crawford, die in ihren exaltierten Charakteren aufgehen und ihre ganze Leinwanderfahrung ausspielen.“'