Das Cabinett des Dr. Caligari, Deutsches Reich (VHS), 1920
Regie: Robert Wiene
Mit Conrad Veidt, Werner Krauß, Lil Dagover, Friedrich Feher, Rudolf Lettinger
Das Cabinet des Dr. Caligari ist ein deutscher Spielfilm von Robert Wiene aus dem Jahr 1920, der bei der Decla Film-Gesellschaft entstand. Der expressionistische Stummfilm gilt als ein Meilenstein der Filmgeschichte.
Zwei Männer unterhalten sich auf einer Gartenbank. Der ältere erzählt dem jüngeren, Franzis, dass ihn Geister von Haus und Familie vertrieben hätten. Aus dem Hintergrund nähert sich Jane, Franzis' Verlobte. Dieser entgegnet, dass er mit dem Mädchen eine weitaus seltsamere Geschichte erlebt habe, die er nun zu erzählen beginnt. Der Film blendet zurück: In Holstenwall, Franzis’ Geburtsstadt, wird ein Jahrmarkt angekündigt, den Franzis und sein Freund Alan gemeinsam besuchen wollen. Zwischenschnitte zeigen, wie ein alter Mann – Dr. Caligari – durch die Stadt irrt. Er will bei der Stadtverwaltung die Erlaubnis erwirken, auf dem Jahrmarkt einen Somnambulen (Schlafwandler) vorzuführen. Der übel gelaunte Stadtsekretär verärgert Caligari, lässt ihn endlos warten und verweist ihn schließlich an einen anderen Beamten. Der erlaubt die Schaustellung. In der folgenden Nacht wird der Stadtsekretär in seinem Bett erstochen, doch vom Täter fehlt jede Spur.
Das Cabinet des Dr. Caligari hatte am 26. Februar 1920 im Berliner Filmtheater „Marmorhaus“ Premiere. Berühmt wurde das Werk durch den außergewöhnlichen, neuartigen Stil, der gemalte und gebaute, grotesk verzerrte Kulissen mit kontrastreicher Beleuchtung und gemaltem Licht und Schatten kombinierte, weshalb er häufig als Musterbeispiel des expressionistischen Films bezeichnet wird.
Für den durch Das Cabinet des Dr. Caligari geprägten filmischen Stil wurde gelegentlich auch der Begriff Caligarismus verwendet. Sein Erfolg verhalf dem deutschen Film nach dem Ersten Weltkrieg zur künstlerischen Weltgeltung und prägte wesentlich sein „Image“. 1933 wurde er in Deutschland verboten und 1937 zum Bestandteil der Ausstellung „entartete Kunst“ gemacht. Heute wird dem Film, wie dem deutschen Expressionismus der Zwischenkriegsjahre generell, große filmgeschichtliche Bedeutung zugesprochen. Besonders der phantastische Film wurde von ihm erheblich beeinflusst.
1987 veröffentlichte Anton Kaes ein Buch mit dem Titel Deutschlandbilder. Die Wiederkehr der Geschichte als Film. 2009 (bzw. Taschenbuch 2011) erschien sein Buch Shell Shock Cinema. Kaes beschreibt, wie das Kino in der Zeit der Weimarer Republik von den Schrecken des Krieges und dem kollektiven Schock über die Niederlage geprägt war. Er hält auch Filme wie Nosferatu (1922), Die Nibelungen (1924) und Metropolis (1925/26) für davon geprägt.
In vielen Elementen diente Das Cabinet des Dr. Caligari als Vorlage für Terry Gilliams Das Kabinett des Doktor Parnassus („The Imaginarium of Doctor Parnassus“). Hommagen an den Film finden sich auch in den frühen Werken von Tim Burton (* 1958). Der Film diente auch als Vorlage für das Musikvideo des Liedes Otherside der Red Hot Chili Peppers von ihrem Album Californication. Auch das Musikvideo zu Temptation von Heaven 17 bezieht sich eindeutig auf diesen Film.